8. MAIK Münchner außerklinischen Intensiv Kongress – ein Rückblick

Die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 8. MAIK Münchner außerklinischen Intensiv Kongress am 30. und 31. Oktober 2015 waren aus allen Bundesländern nach München gekommen. In seiner Eröffnungsrede warnte Kongresspräsident Jörg Brambring vor einer „Goldgräberstimmung“, bei der man sich bei der Schaffung neuer Angebote von außerklinischer Intensivversorgung weniger Gedanken über die nötigen Qualitätsstandards und den Einsatz von qualifiziertem Personal mache als über Gewinnerwartungen. Er rief zur Unterstützung der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V. auf, die nicht nur Forschung betreibe, sondern Einfluss auf die Politik nehme, „damit die medizinische und pflegerische Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen endlich einen gesetzlichen Rahmen erhält.“ Neben vielen anderen Referenten aus dem DIGAB-Vorstand begrüßte er den DIGAB-Vorsitzenden Dr. Karsten Siemon und seine Stellvertreterin, Dr. Simone Rosseau. Er dankte allen Referentinnen und Referenten sowie den Sponsoren und Unterstützern für ihr Kommen. Besonders würdigte Brambring die vielen Betroffenen, die den MAIK mitgestalten.Im folgenden Impulsreferat gab der bekannte Sozialpsychiater und Mediziner Prof. em. Dr. Dr. Klaus Dörner einen Überblick über die historische Entwicklung von Medizin und Pflege bis heute. Er rief zu einer dem Menschen gemäßen Versorgung hilfebedürftiger Patienten auf. Dazu gehöre, dass sie weiterhin ihre sozialen Bezüge zu Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft hätten. Die Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen in ihrer Häuslichkeit oder in Wohngemeinschaften sei ein wichtiger Schritt weg von großen Institutionen. Am MAIK schätze er, dass dieser Kongress aus der Pflege heraus entstanden sei, dass Mediziner und Pflegende gemeinsam einen Kongress gestalten und sich so die Berufsgruppen einander ergänzen. Vergleichbares sei früher undenkbar gewesen.

Die Landtagsabgeordnete und Generalsekretärin der BayernSPD, Frau Natascha Kohnen MdL, versprach, dass sie die Forderungen nach einer gesetzlichen Regelung der Versorgung außerklinisch beatmeter Menschen und nach Qualitätsstandards unterstützen werde. Denn die Politik dürfe diese Menschen, die sich oft nicht mehr mitteilen können, nicht im Stich lassen. In ihrer politischen Botschaft verurteilte die Politikerin Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikale Gewalttaten. „Wir sagen: Nazis raus! Refugees welcome!“ Diese klare Aussage der beiden Kongresspräsidenten wurde während dessen im Hintergrund der Rednerin gezeigt.

Den MAIK Award 2015 erhielt Dr. med. Kurt Wollinsky, RKU Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm, für sein außerordentliches Engagement im Bereich Versorgung von schwerstkranken Kindern und Jugendlichen. In seiner Laudatio wies Kongresspräsident Christoph Jaschke auf Wollinskys Beatmungssprechstunde für Familien mit einem beatmeten Kind hin und seine Beratung von Pflegekräften, die außerklinisch beatmete Säuglinge, Kinder und Jugendliche versorgen. Bisherige Preisträger sind Jo Börgel (Börgel GmbH, Limburg a.d. Lahn), Felicitas Hanne (Kinderhaus AtemReich, München) und Dr. Angelika Bockelbrink (Stiftung Pfennigparade).

Bei dem zweitägigen Kongress waren rund 90 Mitwirkende bei 36 Fachvorträgen, in Diskussions- und Gesprächsrunden sowie 23 Workshops. Auch die begleitende Industrieausstellung bot viele Informationen. Die Teilnehmer nutzten rege die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Referenten über Hygiene, die außerklinische ärztliche Versorgung oder das Dysphagiemanagement zu diskutieren. Ein Highlight war wieder die Session über das Sozialrecht mit Anja Hoffmann. In ganz besonderer Erinnerung werden die Vorträge von Prof. em. Dr. Dr. Klaus Dörner, Prof. em. Dr. Andreas Zieger und dem DIGAB-Gründungs- und Ehrenmitglied Prof. em. Dr. Dieter Köhler in der Session „Herausforderungen in der außerklinischen Intensivversorgung“ bleiben. Erstmals wurde auch die herausragende Rolle des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Landeshauptstadt München, der bundesweit größten kommunalen Gesundheitsbehörde, gewürdigt. Das RGU setzt sich seit Jahrzehnten nachdrücklich u.a. für die Belange von beatmeten Menschen ein.

„Wir freuen uns sehr über diesen gelungenen Kongress und danken allen, die dazu beigetragen haben!“ Mit diesen Worten verabschiedete Jörg Brambring die Teilnehmer. „Bis zum nächsten MAIK ist eine Menge zu tun“, so Christoph Jaschke, „sei es im Bereich der Entbürokratisierung der Pflege, der Entwicklung bundesweit geltender Qualitätsstandards, der Verbesserung der Begleitung sterbender Menschen, der Patientensicherheit und in der außerklinischen ärztlichen Versorgung.“

Der 9. MAIK Münchner außerklinischer Intensiv Kongress findet am 28. bis 29. Oktober 2016 statt. Alle Informationen zum MAIK unter www.maik-online.org

4. November 2015