Diagnoseverfahren für Schimmelpilzbefall der Lunge

Sie sind winzig klein, überall in der Luft und jeder von uns atmet sie täglich ein: Sporen des  Schimmelpilzes Aspergillus fumigatus. Gesunden Menschen bereitet das Einatmen der Schimmelpilzsporen meist keine Probleme, da die körpereigene Immunabwehr die Schädlinge tötet, bevor sie sich im Körper festsetzen können. Bei Menschen, deren Immunsystem jedoch stark geschwächt ist wie etwa bei Leukämie- oder AIDS-Patienten nistet sich der Pilz in der Lunge ein und verursacht dort die sogenannte invasive Aspergillose. Diese gefährliche Infektionskrankheit ist eine der häufigsten Todesursachen bei immungeschwächten Patienten. Eine frühzeitige und individuell angepasste Therapie ist für den Krankheitsverlauf entscheidend, wurde aber bisher durch den Mangel an schnellen und zuverlässigen Diagnosemöglichkeiten erschwert.Ein neues, vielversprechendes Diagnoseverfahren haben nun Wissenschaftler des EU-Konsortiums „MATHIAS“ (New Molecular-Functional Imaging Technologies and Therapeutic Strategies for Theranostic of Invasive Aspergillosis), das von der Universität und dem Universitätsklinikum Tübingen koordiniert wird, entwickelt und im Krankheitsmodell getestet. Dies geschah gemeinsam mit Forschern des Universitätsklinikums Essen, Prof. Matthias Gunzer, des Paul Scherrer Instituts, Prof. Roger Schibli, und Prof. Christopher Thornton von der Universität Exeter im südwesten Englands.

Durch radioaktiv markierte Antikörper, die sich nur an bestimmte Strukturen des wachsenden Schimmelpilzes heften, wird die Erkrankung sichtbar gemacht, siehe PNAS, Online-Veröffentlichung am 19.1.2016. Dafür nutzen die Erstautoren Anna-Maria Rolle vom Werner Siemens Imaging Center, Abteilung für Präklinische Bildgebung und Radiopharmazie des Universitätsklinikums Tübingen und Dr. Mike Hasenberg vom Universitätsklinikum Essen, Institut für experimentelle Immunologie und Bildgebung ein Bildgebungsverfahren, das die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit dem MRT kombiniert. Durch die antikörperbasierte Bildgebung können sie ausschließen, dass es sich bei auffälligen Strukturen in der Lunge um eine bakterielle oder virale Infektion handelt.
Bisher müssen sich bei immungeschwächten Patienten, die erste Symptome einer invasiven Aspergillose zeigen, Gewebe oder Flüssigkeit aus der Lunge entnommen und im Labor untersucht werden, um die Krankheit zu erkennen. Wenn sich das entwickelte Verfahren mit den radioaktiv markierten Antikörpern auf den Menschen übertragen ließe, könnte den Patienten in Zukunft schneller und zuverlässiger geholfen werden.

Quelle

11. Februar 2016