• Angst vor sozialer Ausgrenzung
• Angst vor Atemnot
• Angst vor körperlicher Aktivität
• Schlafbedingte Beschwerden (z.B. aufgrund von Husten, Kurzatmigkeit)
Betroffene, die in einer Partnerschaft lebten, berichteten außerdem von Sorgen, den Partner durch die Erkrankung zu sehr zu belasten. Auch die Nutzung von Langzeit-Sauerstoff ging bei einigen Teilnehmern mit Ängsten einher: Einige Betroffene berichteten von Sorgen, wegen des Sauerstoffgeräts negativ bewertet zu werden, oder von Scham, es in der Öffentlichkeit zu benutzen. Manche Teilnehmer gaben sogar an, die Anwendung eines Sauerstoffgerätes in der Öffentlichkeit generell zu vermeiden.
Spezifische Sorgen und Ängste, die direkt auf die Symptome der COPD und ihre Folgen bezogen sind, sind angesichts der Schwere der Erkrankung zunächst einmal als eine naheliegende und „normale“ Reaktion anzusehen. Sind die Sorgen und Ängste in Bezug auf die Erkrankung jedoch sehr stark ausgeprägt, können sie selbst zu einer Belastung werden und die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen. Beispielsweise kann Angst vor Atemnot dazu führen, dass die Betroffenen körperliche Aktivität vermeiden. Die Betroffene ziehen sich in der Folge immer mehr vom Alltagsleben zurück, was wiederum zu weiteren Beeinträchtigungen führen kann.
Behandler (z.B. Ärzte, Physiotherapeuten) sollten auch bei Betroffenen, die sich noch in einem frühen Stadium der Erkrankung befinden, auf mögliche psychische Beeinträchtigungen achten, um behutsam in eine Kommunikation eintreten und so einer Chronifizierung der Ängste entgegen wirken zu können. Untersuchungen zeigen, dass viele Betroffene sich scheuen, ihren Arzt selbst anzusprechen. Behandler können jedoch wichtige Ansprechpartner sein, um Ängste zu relativieren oder Betroffene über Möglichkeiten zu informieren, wie das Allgemeinbefinden positiv zu beeinflussen ist.
Die Betroffenen selbst sollten versuchen, sich aktiv Unterstützung zu holen, falls sie bemerken, dass Sorgen und Ängste Überhand nehmen. Auch eine Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein, um sich über die Erkrankung und ihre Folgen auszutauschen. Selbsthilfegruppen stellen zudem häufig Newsletter und Ratgeber zur Verfügung, die praxisnahe und aktuelle Informationen zur Erkrankung vermitteln.
Darüber hinaus können auch Familienmitglieder und Partner einen wichtigen Beitrag leisten. Allerdings müssen Angehörige häufig erst selbst einmal lernen, wie sie den Patient am besten unterstützen können. Dafür ist eine offene Kommunikation zwischen Betroffenen und Angehörigen wichtig. Die Angehörigen wiederum sollten darauf achten, dass die Sorge um den Erkrankten nicht allein auf ihnen lastet, sondern sich auch gegenüber Ärzten und Pflegekräften öffnen und die Verantwortung mit ihnen teilen.
Passend zum Thema COPD und Psyche hat der COPD-Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland einen Patientenratgeber mit dem Titel: „COPD: Auswirkungen auf Alltag, Psyche und Lebensqualität – nicht nur im fortgeschrittenen Stadium“ herausgegeben, den Sie im Ausstellungszelt 3 am Stand 1 kostenlos erhalten.
Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Nikola Stenzel, Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin (VT) an der Psychologischen Hochschule Berlin, auf dem 9. Symposium Lunge am Samstag, den 10. September 2016 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW).