Die meisten Menschen, die an MS erkrankt sind zeigen einen sogenannten schubförmig-remittierenden Verlauf, soll heißen, dass sich die bei einem Schub auftretenden neurologischen Symptome wieder zurückbilden. Bei vielen Betroffenen entwickeln sich im Lauf der Zeit allerdings körperliche Defizite, die sich immer weiter verschlechtern anstatt sich zurückzubilden. In diesen Fällen ist die Erkrankung in die sekundär progrediente Phase übergegangen. Als möglichen Wirkstoff um diesen Verlust zu verhindern oder zu bremsen testeten britische Wissenschaftler die Alpha-Liponsäure. Alpha-Liponsäure wird bereits seit mehreren Jahrzehnten bei peripheren Neuropathien eingesetzt.Die Forscher verabreichten in einer Pilotstudie 27 Personen mit bestätigter sekundär progredienter MS über 96 Wochen hinweg 1200 mg Liponsäure pro Tag. 24 Teilnehmer erhielten ein Placebo. Die Wirkung der Therapie auf das zentrale Nervensystem überprüften die Wissenschaftler mithilfe von Magnetresonanztomographie. Zusätzlich befragten sie die Teilnehmer zu Symptomen und Lebensqualität. Es zeigte sich, dass das Hirnvolumen der Studienteilnehmer unter Liponsäure mit 0,22 Prozent pro Jahr deutlich langsamer geschrumpft war als unter dem Einfluss des Placebos. Das Auftreten von Nebenwirkungen war in beiden Teilnehmergruppen vergleichbar, allerdings gaben Teilnehmer unter Liponsäure häufiger Magenverstimmungen zu Protokoll.
ECTRIMS-Präsident Prof. Xavier Montalban zeigte sich optimistisch und geht davon aus, dass möglicherweise in absehbarer Zeit dringend benötigte Behandlungsmöglichkeiten für die sekundär progrediente MS zur Verfügung stehen könnten.