Risikofaktoren für Tuberkulose in Deutschland

Schätzungsweise 9% der deutschen Bevölkerung sind mit den Tuberkulose-Erreger „Mycobacterium tuberculosis“ infiziert ohne Krankheitssymptome auszuweisen. Nur bei wenigen Personen führt eine latente Infektion jedoch zu einer aktiven Tuberkulose. Welche Faktoren den Ausbruch dieser Krankheit begünstigen, wurde nun in einer aktuellen Studie untersucht. Ein Forscherverbund aus 18 deutschen Lungenkliniken, drei Gesundheitsämtern, dem Universitätsklinikum Ulm, dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie Berlin und der Biobank „popgen“ hat unter Leitung des Forschungszentrums „Borstel“ Faktoren analysiert, die mit einem Erkrankungsrisiko für Tuberkulose in Deutschland assoziiert sind.In den Jahren 2008 bis 2014 wurden über 850 Tuberkulosepatienten, über 600 Tuberkulose-Kontaktpersonen und fast 300 Mitarbeiter in Lungenkliniken untersucht, die regelmäßigen Kontakt zu Tuberkulosepatienten hatten. Obwohl ein Bluttest zeigte, dass nachweislich ein gutes Drittel der Haushaltskontaktpersonen und der Krankenhausmitarbeiter mit dem Erreger Kontakt hatten und infiziert war, erkrankte während einer zweijährigen Nachbeobachtungsphase kein einziger Proband. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die kommerziell verfügbaren Bluttests eine zukünftige Erkrankung an Tuberkulose nicht zuverlässig voraussagen können. Krankenhausmitarbeiter wiesen vor allem einen positiven Bluttestbefund auf, wenn sie sich um hustende Patienten kümmerten, da M. tuberculosis über Aerosolbildung beim Husten übertragen wird.

Für Kontaktpersonen im Haushalt war das Risiko einer latenten Infektion am höchsten, wenn ihr Lebenspartner eine ansteckende Tuberkulose hatte und wenn zu diesem auch sexuelle Kontakte bestanden. Zudem zeigten Suchtpatienten ein höheres Risiko einer latenten Infektion. In der Gruppe der Tuberkulosepatienten konnte erstmalig in Deutschland eine Assoziation zwischen Diabetes mellitus und Tuberkuloseerkrankung nachgewiesen werden, auch wenn dieser Zusammenhang deutlich schwächer war als in vielen anderen Ländern. Daneben bestätigte die Studie Risikofaktoren wie Alkoholabhängigkeit, Untergewicht, männliches Geschlecht und Kortisontherapie, die alle bei Tuberkulosepatienten häufiger auftraten als bei Kontaktpersonen. Die Studie wurde finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Quelle

20. Dezember 2016