Antidepressivum könnte gegen Multiple Sklerose helfen

Für die progrediente Form der Multiplen Sklerose gibt es bisher kaum Therapieansätze. Das erste Medikament für diese rasch fortschreitende Erkrankung wird Ocrelizumab sein, das im November 2017 von der Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen wurde.Ein Grund für die bislang schlechtere Prognose ist eine verstärkte Neurotoxizität, zu der neben einer vermehrten Aktivierung der Neuroglia auch die Ablagerung von Eisen beiträgt. Ein Team um V. Wee Yong von der Universität Calgary hat deshalb nach Substanzen gesucht, die Nervenzellen vor dem schädigenden Einfluss von Eisen schützen können.

Zunächst wurden 249 Substanzen auf ihre Fähigkeit, eine eiseninduzierte Neurotoxizität zu verhindern, untersucht. Ausgewählt wurden dabei ausschließlich Arzneimittel, die seit Längerem zur Behandlung anderer Erkrankungen zugelassen sind und von denen bekannt war, dass sie eine intakte Blut-Hirn-Schranke überwinden. Diesen ersten Test bestanden 35 Medikamente. Diese 35 Medikamente wurden dann auf weitere Eigenschaften hin analysiert, die bei der Behandlung der Multiplen Sklerose nützlich sein könnten. Aus dieser Reihe ging das Medikament Clomipramin als Sieger hervor, das als Antidepressivum bekannt ist.

Daraufhin wurde Clomipramin an Mäusen getestet. Wie sich zeigte, konnte das Medikament den Verlauf der entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems günstig beeinflussen. Die gewünschte Wirkung wurde allerdings nur erzielt, wenn die Forscher die Therapie sofort beim Auftreten der ersten klinischen Anzeichen der Krankheit begannen. Ob Clomipramin auch beim Menschen mit der primär progredienten Form der Multiplen Sklerose wirkt, steht noch nicht fest. Da Clomipramin jedoch seit Längerem zugelassen ist, steht der Aufnahme von klinischen Studien nichts im Weg.
Quelle

9. Januar 2018