Peter Huber vom Deutschen Krebsforschungszentrum und Kollegen erprobten nun an Mäusen einen Antikörper, der den Bindegewebe-Wachstumsfaktor (CTGF, connectiv tissue growth factor) blockiert. CTGF gilt als zentraler Signalgeber bei der bindegewebigen Umwandlung des Lungengewebes. Die Forscher verabreichten Mäusen den Antikörper über acht Wochen, beginnend zu verschiedenen Zeitpunkten vor oder nach einer Bestrahlung. Alle Therapieschemata schützen bis zu 80 Prozent der Tiere vor einer Fibrose. Bei einem Start der Behandlung 16 Wochen nach der Bestrahlung machte der Antikörper eine fibrotische Umwandlung wieder rückgängig: Die Dichte des Lungengewebes verringerte sich um über 50 Prozent, die Lungenfunktion und die Sauerstoffversorgung verbesserten sich. Auch nach Abschluss der Behandlung blieb der Gesundheitszustand der Tiere stabil und sie überlebten deutlich länger als unbehandelte Mäuse. Begann die Antikörperbehandlung 20 Tage nach der Bestrahlung, so überlebten sogar 70 Prozent der Mäuse eine ansonsten tödliche Strahlendosis.
Bestrahlungen der Lunge führen oft zu irreversiblen Veränderungen im Bindegewebe, die die Funktionsfähigkeit des Lungengewebes einschränken. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum konnten diesen Prozess nun bei Mäusen mit einem Antikörper verhindern und sogar rückgängig machen.Bei etwa zwei Dritteln aller Krebskranken gehört die Strahlentherapie heute zur Behandlung. Meist vertragen die Patienten die Therapie gut, doch kann es auch zur Schädigung des mitbestrahlten gesunden Gewebes kommen. Besonders belastend ist die sogenannte Strahlenfibrose. Dabei handelt es sich um narbige Umbildungen, bei denen das gesunde Gewebe durch weniger elastisches Bindegewebe ersetzt wird, dadurch verhärtet und in seiner Funktion eingeschränkt ist. Die Fibrose erschwert den Gasaustausch, die Betroffenen leiden unter Atemnot.
6. April 2017