Atemwegsbakterium löst Nervenkrankheit aus

Forscher von der Universität Rotterdam fanden heraus, dass die gleichen Bakterien, die häufig Lungenentzündungen verursachen, auch das Guillain-Barré-Syndrom auslösen können. Verantwortlich dafür sind Antikörper, die nicht nur die Bakterien, sondern gleichzeitig die Hülle der körpereigenen Nervenzellen angreifen. Die sogenannten Mykoplasmen standen schon länger im Verdacht, auch Auslöser der Nervenkrankheit zu sein. Ob und wie diese Bakterien tatsächlich Guillain-Barré auslösen, konnten die Forscher nun feststellen.Den Wissenschaftlern gelang es nun erstmals, das Atemwegsbakterium „Mycoplasma pneumoniae“ bei einem GBS-Patienten nachzuweisen und es im Labor zu kultivieren. Insgesamt nahmen 189 Erwachsene und 24 Kinder, die unter der Nervenkrankheit leiden an der Studie teil. Die Probanden wurden dabei auf das Vorhandensein von zwei verschiedenen Antikörpern untersucht. Dadurch erkannten die Wissenschaftler, ob die Personen kürzlich mit Mykoplasmen-Bakterien infiziert wurden und ob sie Antikörper gegen Galactocerebrosid (GalC), einen Bestandteil der Myelinscheide von Nerven, in sich trugen.

Bei drei Prozent der Erwachsenen und 21 Prozent der Kinder fanden die Forscher Hinweise auf eine kürzliche Mykoplasmen-Infektion, häufiger als bei den gesunden Kontrollpersonen. Fast genauso häufig ließen sich im Blut der Patienten Antikörper gegen GalC nachweisen. Erklärbar sind diese Ergebnisse nur durch eine große Ähnlichkeit von Strukturen auf der Oberfläche der Bakterien mit körpereigenen Strukturen der Nervenscheiden. Diese führt dazu, dass sich die Immunabwehr sowohl gegen die Atemwegsbakterien als auch gegen die umhüllende Myelinschicht von Nervenbahnen richtet.

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine akute lebensbedrohliche Erkrankung der Nerven, die zu Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen führt. Bei dieser Autoimmun-Erkrankung entzünden sich die Myelinscheiden von Nervenfasern, die dann vom Immunsystem angegriffen und zerstört werden.

Quelle

29. November 2016