Atmungsstörungen erhöhen das Risiko für schwere Verkehrsunfälle und Herz-Kreislauferkrankungen

Wenn Atmungsstörungen den Nachtschlaf beeinträchtigen, erhöht sich das Risiko für Sekundenschlaf und Verkehrsunfälle um das Zwei- bis Siebenfache! Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) anlässlich des 59. DGP-Kongresses aufmerksam, der vom 15.-17. März 2018 in Dresden stattfand.Atmungsstörungen, die den Nachtschlaf beeinträchtigen, erhöhen das Risiko für Sekundenschlaf und Verkehrsunfälle um das Zwei- bis Siebenfache! Davor warnen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungs-medizin (DGP) anlässlich des 59. DGP-Kongresses aufmerksam, der vom 15.-17. März 2018 in Dresden stattfand. „Wie gefährlich sich das auswirken kann, verdeutlichten erst kürzlich wieder zwei schwere Zugunglücke (siehe New York Times, Online-Veröffentlichung am 6.2.2018), die sich in New York und New Jersey ereigneten, weil die jeweiligen Lokführer am Steuerpult eingenickt waren. Beide litten an einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA), wie sich später herausstellte“, berichtet Prof. Dr. med. Winfried Randerath, einer der beiden diesjährigen Kongresspräsidenten und Chefarzt am Krankenhaus Bethanien in Solingen. Bei ausgeprägter Tagesschläfrigkeit sollte man seinen Schlaf untersuchen lassen

OSA ist eine schlafbezogene Atmungsstörung, an der in Deutschland etwa 13 Prozent der Männer und sieben Prozent der Frauen leiden. Bei dieser häufigsten Form der Schlafapnoe kommt es während des Schlafens immer wieder zu lautem, unregelmäßigem Schnarchen mit Atemstillständen, da die Atemwege der Betroffenen kollabieren. Die Phase, in der sowohl die Atmung als auch die Sauerstoffversorgung unterbrochen sind, kann von zehn Sekunden bis zu zwei Minuten dauern, sodass der Körper permanent seine Atmungsanstrengungen steigern muss und als Folge erhebliche Stressreaktionen erlebt. Unter diesen Umständen bringt der Schlaf keine Erholung mehr. Außerdem drohen Folgeer-krankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und Schlaganfall, wenn eine Schlafapnoe unerkannt und unbehandelt bleibt. „Wer sich tagsüber häufig – und scheinbar grundlos – müde oder schläfrig fühlt, sich schlecht konzentrieren kann oder gar ungewollt einschläft, sollte daher seinen Schlaf untersuchen lassen“, rät Prof. Randerath.

Schlafmedizinische Versorgung hierzulande bald nicht mehr gesichert!
Was die Lungenärzte der DGP kritisieren, ist, dass das schlafmedizinische Versorgungsangebot für betroffene Patienten hierzulande immer knapper wird. „Im Zuge der Sparmaßnahmen im Gesundheitssystem zahlen die Krankenkassen immer weniger stationäre Behandlungen, Schlaflabore werden geschlossen, ambulante Möglichkeiten bleiben unterfinanziert, Aus- und Weiterbildungsstellen für Schlafmediziner fallen weg, so dass schlafmedizinische Angebote in Deutschland nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.

Man könnte auch sagen: Die Schlafmedizin hierzulande wird eingeschläfert“, erklärt Prof. Randerath. „Dabei ist die OSA bei Weitem nicht der einzige Grund für Tageschläfrigkeit und Sekundenschlaf und auch nicht jeder OSA-Patient zeigt die typischen Symptome. Vielmehr gibt es ein ganzes Spektrum an weiteren Ursachen für Atmungs-schwächen bei Lungen- und Herzerkrankungen bzw. für Ein- und Durchschlaf-störungen, die sich nicht unter OSA subsumieren lassen, die es aber dringend zu diagnostizieren und behandeln gilt.“ Etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet unter chronischen Problemen des Ein- und Durchschlafens, rund zehn Prozent unter Schlaflosigkeit (Insomnie). Verbreitet sind auch das so genannte Restless-Legs-Syndrom und die periodischen Beinbewegungen im Schlaf, die Betroffene erheblich beeinträchtigen. Die Lungenärzte der DGP appellieren daher an die Gesundheits-politiker, die Finanzierung der schlafmedizinischen Versorgung in Deutschland zu gewährleisten, um die Diagnose und adäquate Behandlung der Patienten mit Schlaferkrankungen sicherzustellen. „Nur eine frühzeitige Diagnostik von Schlafstörungen sowie eine gezielte Therapie können dazu beitragen, schwere Unfälle und Folgeerkrankungen – und somit auch erhebliche Krankheitskosten – zu vermeiden“, betont Prof. Randerath.

Quelle

29. März 2018