Die Nicht-invasive Beatmung (NIV) ist ein Verfahren, das dem überlasteten Zwerchfell Unterstützung anbietet: Mit Hilfe von Masken, die im Bereich von Mund und Nase luftdicht abschließen, können die Patienten für einige Stunden mit einem speziellen Beatmungsgerät zu Hause beatmet werden. Die Handhabung der Gerätschaften ist einfach. Die Beatmungsmaske kann jederzeit vom Patienten selbst an- und abgelegt werden. Während der maschinellen Beatmung übernimmt das Beatmungsgerät die Arbeit des Zwerchfells. Das Zwerchfell wird dadurch in einen Ruhe- und Erholungszustand versetzt. Die Theorie geht davon aus, dass – ähnlich wie bei einem Wanderer, der nach einer langen Gehstrecke eine Pause einlegt und seine Beinmuskeln entspannt – auch das Zwerchfell von einer „Auszeit“ profitiert. Wenn die Muskeln nicht beansprucht werden, können sie sich erholen und nach einiger Zeit mit frischer Kraft wieder eingesetzt werden. Im Falle des Zwerchfells wird i.d.R. nach einer Beatmungsphase von ca. 6 Stunden eine regenerierte Atempumpe zur Verfügung stehen. Der Patient soll dann während der normalen Atmung ohne Beatmungsgerät (Spontanatmung ohne Maske) von größerer körperlicher Leistungsfähigkeit und deutlich weniger Luftnot profitieren.
Die nicht-invasive Beatmung ist nicht neu: Bereits in den 1930er Jahren wurden in Deutschland Beatmungsversuche mit Gesichtsmasken unternommen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich allerdings die so genannte invasive Beatmung durch. Dazu wird der Patient in eine Art Vollnarkose versetzt, und die Beatmung erfolgt über einen Beatmungstubus, der über einen Schnitt (invasiv) in die Luftröhre des Patienten eingesetzt wird. Mitte der 1980er Jahre erlebte dann die nicht-invasive Beatmung eine Neuentdeckung: Es stellte sich nämlich heraus, dass bei COPD-Patienten oftmals schwerwiegende Probleme rund um die invasive Beatmung auftreten. Deshalb wurde nach Alternativen gesucht. In den 1990er Jahren nahm die Entwicklung von Beatmungsmasken und tragbaren Beatmungsgeräten einen raschen Aufschwung, der bis heute ungebrochen weitergeht.
Es wurden eine Reihe von kleineren Studien durchgeführt, die einen Nutzen der dauerhaften, außerklinischen nicht-invasiven Beatmung bei schwerer COPD nahelegten. Allerdings fehlte bis vor kurzem eine wissenschaftlich allgemein akzeptierte, klinische Studie mit einer größeren Patientengruppe über einen ausreichen langen Beobachtungszeitraum. Im Jahr 2003 wurde in der DIGAB (Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung) der Entschluss gefasst, eine große, multizentrische Studie zur dauerhaften Heimbeatmung bei Patienten mit schwerer COPD und Atempumpeninsuffizienz zu starten (siehe Lancet Respir Med 2014, Band 2/10, Seite: e17-e18).
Darin konnte gezeigt werden, dass die Langzeit-NIV eines der wenigen Verfahren im Bereich der pneumologischen Therapien ist, mit der eine höhere Lebenserwartung erreicht werden kann.
Außerdem ließ sich nach Angaben der beatmeten Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und der körperlichen Leistungsfähigkeit nachweisen. Zusammenfassend lässt sich aus dieser größten und umfassendsten klinischen Studie zum langfristigen Einsatz von nicht-invasiver Beatmung bei Patienten mit fortgeschrittener COPD sagen, dass mit diesem Verfahren relevante Verbesserungen der Lebensqualität, der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Lebenserwartung zu erzielen sind.
Passend zu diesem Thema hat der COPD Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland einen Patientenratgeber mit dem Titel: Nicht-invasive Beatmung – BiPAP bei COPD und Lungenemphysem herausgegeben, den Sie im Ausstellungszelt 3 am Stand 1 kostenlos erhalten.
Quelle: COPD-Deutschland e.V. und Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland