Ein rundum gelungener Jahreskongress

Mit fast 1000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland war der 22. Jahreskongress der „Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung“ (DIGAB) e.V. zusammen mit dem 9. Beatmungssymposium unter der Schirmherrschaft der „Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin“ (DGP) e.V. vom 8. bis 10. Mai 2014 im Maritim Congress Centrum Ulm ein großer Erfolg.
Die beiden Kongresspräsidenten, Dr. med. Kurt Wollinsky (RKU – Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm) und Dr. med. Hans Fuchs (Universitätsklinikum Freiburg), und der DIGAB-Vorsitzende Dr. Karsten Siemon (Fachklinik Kloster Grafschaft Schmallenberg) hatten die in der außerklinischen Intensivversorgung tätigen Berufsgruppen, Vertreter der Selbsthilfe und Betroffene als „Experten in eigener Sache“ zu Vorträgen, Workshops und vor allem zum Meinungsaustausch eingeladen. Die Referentinnen und Referenten kamen aus ganz Deutschland sowie aus Frankreich, Italien, Holland und der Schweiz. Während des gesamten Kongresse präsentierte die Medizintechnik an 54 Ständen ihre Innovationen.
Schwerpunktthema des diesjährigen Kongresses war die außerklinische Beatmung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Am 9. Mai wurde unter Federführung des Vorstandsmitglieds Dr. Benjamin Grolle (Sektionsleiter „Lufthafen“, Hamburg) die Projektgruppe „Pädiatrie“ gegründet, die sich mit der außerklinischen Versorgung von Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren beschäftigen wird. Noch fehlen genaue Zahlen, wie viele Kinder und Erwachsene in Deutschland derzeit außerklinisch versorgt werden. Man geht aktuell von rund 15 000 Menschen aus. Fest steht, dass die Anzahl von Menschen, deren Atmung maschinell unterstützt werden muss, dramatisch ansteigt. Insbesondere immer mehr ältere und meist multimorbide Menschen sind von einem Beatmungsentwöhnungsversagen nach einer Intensivtherapie betroffen. Aber auch Kinder und Jugendliche (z.B. mit neuromuskulären Erkrankungen oder Querschnittlähmung) werden teilweise bereits seit mehr als 20 Jahren zu Hause beatmet. Gelingt es, eine qualifizierte fachpflegerische Versorgung einzurichten, sind Schulunterricht, Berufsausbildung und -ausübung möglich. Die Betroffenen können mit hoher Lebensqualität, mobil und selbstbestimmt zu Hause leben.Die „Deutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung“ DIGAB e.V., hervorgegangen aus der im Jahr 1997 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft für Respiratorentwöhnung und Heimbeatmung“ (AGH), ist die Fachgesellschaft in Deutschland, die sowohl die wissenschaftliche Erforschung der chronischen ventilatorischen Insuffizienz, als auch die Ausgestaltung der hochkomplexen außerklinischen Versorgung als ihre Kernaufgaben betrachtet. Unter anderem hat sie im Jahr 2010 – gemeinsam mit der „Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin“ – die Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz“ veröffentlicht, deren Überarbeitung nun bevorsteht. Die DIGAB hat außerdem Curricula für Basis- und Expertenkurse ausgearbeitet, Durchführungsempfehlungen zur invasiven außerklinischen Beatmung publiziert, die Leitlinie zur prolongierten Beatmungsentwöhnung mitgestaltet, und sie bündelt die wissenschaftlichen, ärztlichen und pflegerischen Ansätze, die auf eine Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen abzielen. Anne Kreiling von der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke, die auf eigenen Wunsch aus dem DIGAB-Vorstand ausgeschieden ist, betonte bei ihrem Abschied: „Die DIGAB hat deutlich an Fahrt aufgenommen!“ Entsprechend lang ist die To-Do-Liste für das kommende Jahr. Die Aufbruchstimmung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist nach den drei erfolgreichen Kongresstagen groß. Für Anne Kreiling rückte im Vorstand Hans-Joachim Wöbbeking vom Bundesverband Poliomyelitis e.V. nach, der zum Vertreter der Betroffenen ernannt wurde.

Im Rahmen der Kongressverabschiedung wurden die diesjährigen Wissenschaftspreise für die besten eingereichten Abstracts vergeben. Alle Beiträge waren im Rahmen des wissenschaftlichen Hauptprogramms als freie Vorträge präsentiert worden. Anzahl und Qualität haben in diesem Jahr alle Erwartungen übertroffen, sodass neben dem ersten und zweiten Preis sogar zwei dritte Preise vergeben wurden. Die Preisträger sind:

1. Preis: Dr. med. Emilie Ekkernkamp (St. Josephskrankenhaus Freiburg) für den Beitrag „Einfluss von intelligent volume assured pressure support auf die Schlafqualität bei stabil hyperkapnischen COPD Patienten: eine randomisierte cross over Studie“
2. Preis:
Benjamin Tittmann (Charité Zentrum für außerklinische Beatmung, Berlin) für den Beitrag „Kolonisation mit multiresistenten Erregern bei Patienten mit invasiver außerklinischer Beatmung“
3. Preise: Ansgar Schütz (Atemhilfe, Berlin) für den Beitrag „Vergleich der Leistungsfähigkeit verschiedener mechanischer Hustenhilfen durch Messung der maximalen exspiratorischen Spitzenflüsse (PCF)“
und Dr. med. Ursula Schönheit-Kenn (Schön-Klinik Berchtesgadener Land) für den Beitrag „Pneumologische Rehabilitation mittels nichtinvasiver Beatmung bei Patienten mit interstitieller Lungenerkrankung und chronischer Hyperkapnie“.

Im Namen des gesamten Vorstands der „Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung“ dankte der 1. Vorsitzender, Dr. Karsten Siemon, den beiden Kongresspräsidenten und allen Mitwirkenden für die großartige und inspirierende Veranstaltung.

Der nächste Kongress findet am 11.–13. Juni 2015 in  Düsseldorf statt.

4. Juni 2014