Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen Atemwegsinfektionen im Kindesalter und Diabetes

Forscher untersuchen Zusammenhang zwischen Atemwegsinfektionen im Kindesalter und Diabetes
Auf welcher Grundlage ein Typ-1-Diabetes (T1D) im Kindesalter entsteht, ist trotz Forschung immer noch unklar. Neben genetischen und diätetischen Faktoren werden auch Virusinfektionen als mögliche Ursache diskutiert und analysiert. Im Fokus stehen dabei nicht nur Enteroviren, sondern auch Erreger von Atemwegsinfektionen. Forscher vom Münchner Helmholtz-Zentrum haben nun einen Zeitraum gefunden, in dem eine vom Arzt diagnostizierte Atemwegsinfektion bei Kleinkindern möglicherweise die Entwicklung eines T1D beeinflussen könnte. Demnach sind vor allem wiederkehrende Infektionen in den ersten sechs Lebensmonaten mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer T1D-Erkrankung bis zum achten Lebensjahr assoziiert
Die Studie von Privatdozent Andreas Beyerlein und Kollegen beruht auf Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern von 295.420 Kindern der Jahrgänge 2005 bis 2007. 93 Prozent der 295.420 Kinder hatten in den ersten beiden Lebensjahren mindestens eine Infektion wie z.B. virale, bakterielle oder Pilzinfektionen der Atemwege, der Haut oder des Gastrointestinaltrakts. Bei den T1D-Patienten waren es 97 Prozent. Atemwegsinfektionen wurden bei 87 Prozent registriert, bei 84 Prozent aller Infektionen handelte es sich um ein Virus. Das T1D-Risiko bei Kindern mit einer Atemwegsinfektion in den ersten sechs Lebensmonaten war demnach um 17 Prozent erhöht, im Vergleich zu den Kindern, die in den ersten Lebensmonaten keine Atemwegsinfektion gehabt hatten.
Die Forscher hatten verschiedene Zeitintervalle verglichen. Auffällig waren vor allem der Zeitraum von der Geburt bis zum Alter von 2,9 Monaten und von 3 bis 5,9 Monate. Das Risiko einer späteren T1D-Erkrankung war besonders hoch bei Kindern, die in diesen beiden Intervallen jeweils mindestens einmal an einer viralen Atemwegsinfektion erkrankt waren.
Ob eine verstärkte Virusexposition eine Ursache für diesen Zusammenhang ist, oder ob gehäufte T1D-Erkrankungen mit einer gestörten Immunabwehr zusammenhingen, lässt sich auf der Grundlage der Studie nicht feststellen. Auch mögliche Einflüsse wie T1D-Erkrankungen in der Familie oder der Geburtsweg konnten nicht festgestellt werden.
Die Bezugnahme zwischen frühen Atemwegsinfektionen und der Häufung von T1D-Fällen stimmt überein mit dem, was man bereits in Studien herausgefunden hat, nämlich dass die ersten sechs Monate offenbar entscheidend für die Entwicklung des Immunsystems und speziell der Autoimmunität sind.Quelle

24. Mai 2016