Forscher vermuten eine globale Epidemie mit multiresistenten Mykobakterien

Die Gene einer multiresistenten Variante von Mycobacterium abscessus, das signifikant die Behandlung von Mukoviszidose erschwert, sind sich weltweit so ähnlich, dass Forscher von einer stillen, globalen Epidemie ausgehen.Ein besonderer Problemkeim ist Mycobacterium abscessus, vor allem, weil er infolge häufiger Antibiotikabehandlungen eine Resistenz entwickelt hat.
Lange Zeit vermuteten Forscher, dass die Patienten sich in der häuslichen Umgebung mit dem Erreger infizieren. Vor dreieinhalb Jahren bewiesen  Infektiologen der Universität Cambridge dann das Gegenteil. Ihre Untersuchungen ergaben, dass die Bakterien von Patienten zu Patient übertragen wurden. Auch in Deutschland wurden daraufhin Maßnahmen zur Risikominimierung einer Übertragung ergriffen.

Die Untersuchungen wurden nun auch auf andere Länder ausgedehnt. Zusammen mit dem Sanger Institute wurden Genomanalysen an M. abscessus aus 1.080 Isolaten durchgeführt. Sie stammten von 517 Patienten, die in Behandlungszentren in Großbritannien, den USA, Dänemark, Schweden, den Niederlanden und Australien betreut wurden. Das Ergebnis zeigte eine überraschend hohe genetische Übereinstimmung der Erreger. Ein Teil der Übereinstimmung könnte damit zusammenhängen, dass die Atemweg-Sekrete das Wachstum bestimmter Varianten begünstigen. Auch der Selektionsdruck durch die Antibiotikabehandlungen könnte eine Rolle gespielt haben.

Dies allein erklärt jedoch nicht die genetische Homogenität. Forscher vermuten, dass in den einzelnen Behandlungszentren ein Austausch der Bakterien stattfand. Unklar ist jedoch, wie dies über Ländergrenzen und Kontinente hinweg erfolgt sein kann. Ein Kontakt der Patienten untereinander ist fast unmöglich, da sie in der Regel nur von einem Zentrum betreut werden. Auch ein Austausch von Geräten zwischen den Zentren findet nicht statt.

Quelle

15. November 2016