Das akute Lungenversagen (abgekürzt ARDS aus dem Englischen acute respiratory disease syndrome) ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die viele Patienten auf der Intensivstation betrifft, insbesondere Kinder. Sie beginnt meist mit einer Entzündung aufgrund einer Infektion mit Bakterien oder Viren nach dem Einatmen toxischer Gase oder auch infolge von Ertrinken. Im Anschluss daran entwickelt sich eine Körperabwehrreaktion, bei der sich die Entzündungsprozesse verschlimmern.
Die Lunge wird dabei so geschädigt, dass sie keinen Sauerstoff mehr aufnehmen und ins Blut abgeben kann. Die Betroffenen müssen beatmet werden. Es wird vermutet, dass durch die Schädigung der Lunge verschiedene pro-inflammatorische Signalwege aktiviert werden, die das Lungenversagen verursachen. Bisher verfügbare entzündungshemmende Medikamente wie Kortison konnten die Überlebenschancen der Patienten bisher leider nicht verlängern.
Wissenschaftler um Dr. K. J. Anand von der Stanford University Medical School in Palo Alto (USA) haben nun in einer Pilotstudie das Steroid Methylprednisolon bei Kindern mit ARDS eingesetzt. Dabei haben sie festgestellt, dass es die Atmung und den Gasaustausch verbessert, allerdings verkürzt es nicht die Beatmungsdauer und hat keinen Einfluss auf die Sterblichkeit, siehe Frontiers in Pediatrics, Online-Veröffentlichung am 31.3.2016.
Des Weiteren fanden sie fünf Biomarker, die offenbar in Zusammenhang mit dem Blutgerinnungssystem, der Immunabwehr und der Verletzungsreaktion in Blutgefäßen stehen und bei ARDS-Patienten stark erhöht sind. Insbesondere beobachteten die Forscher, dass der Wirkstoff Methylprednisolon die Aktivierung der weißen Blutzellen hemmt, so dass auch einer der Biomarker abnahm. Die Forscher wollen jetzt in größeren Studien u.a. untersuchen, ob sich die fünf Biomarker je nach Ursache des ARDS verändern. Daran ließe sich erkennen, welche Patienten am ehesten von einer Steroid-Therapie profitieren.Quelle
4. August 2016