Giftiger Staub machte Helfer krank

Giftiger Staub machte Helfer krank
Der 11. September 2001 bleibt unvergessen. Der Terroranschlag kostete allein in New York rund 2750 Menschen das Leben. Doch die Tragödie dauert an. Mehr als eine Million Tonnen Schutt und Staub lagen auf Manhattan. Eine giftige Mischung aus Glasfasern, pulverisiertem Zement, Asbest, Dioxinen, Blei, Kältemitteln auf der Basis von fluorierten Halogenkohlenwasserstoffen, Schwefelsäure und chlorhaltigen Verbindungen, um nur einige Schadstoffe zu nennen. Heute weiß man, dass die Schutzmaßnahmen für die unzähligen Helfer völlig unzureichend waren. Die meisten Helfer benutzten, wenn überhaupt, einfache Masken, die sie über Mund und Nase zogen. Diese boten jedoch zu keiner Zeit einen adäquaten Schutz. Die Helfer hätten mit Atemgeräten ausgestattet werden müssen, deren Filter alle halbe Stunde ausgewechselt werden müssen.„Die Luft stellt keine Gefahr dar, soweit wir das derzeit beurteilen können“, sagte Oberbürgermeister Rudy Giuliani kurz nach dem Attentat. Die Leiterin der Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) Christine Todd Whitman beruhigte die Öffentlichkeit am 18. September 2001: „Die Luft kann ohne Gesundheitsrisiko eingeatmet und das Wasser ohne Gefahr getrunken werden.“

Aus heutiger Sicht sind diese Aussagen nicht nachvollziehbar. Die Helfer und Arbeiter, die auf dem Schutthaufen arbeiteten, zahlten einen hohen Preis. 99 Prozent der Feuerwehrleute litten schon am ersten Tag unter Husten, Atemnot (43 Prozent) und Schmerzen im Brustbereich (36 Prozent). Übelkeit und Hautinfektionen waren weitere frühe Indikatoren, dass die Luft keineswegs rein war. Im Jahr 2006 starb der erste Feuerwehrmann an einer Lungenkrankheit, die auf seinen Einsatz am „Ground Zero“ zurückgeführt wurde. Es dauerte noch fast fünf Jahre, bis ein nach ihm benanntes Gesetz verabschiedet wurde: Der „James Zadroga 9/11 Health and Compensation Act“. Dieses Gesetz gab Helfern, Arbeitern und Überlebenden unter anderem Anspruch auf kostenfreie medizinische Versorgung. Allerdings war das Gesetz nur zeitlich begrenzt und musste Ende 2015 neu bewilligt werden, was wieder nur nach intensivem politischen Kampf gelang.

Das Gesetz schuf das „World Trade Center Health Program“, in dem heute fast 75.000 Betroffene betreut werden: rund 65.000 Einsatzkräfte am „Ground Zero“ und 10.000 Überlebende und Betroffene. Rund die Hälfte (37.305) der im Gesundheitsprogramm Registrierten hat wenigstens eine Krankheit, die mit dem 11. September in Zusammenhang gebracht wird. Die meisten leiden unter Krankheiten der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts und psychischen Krankheiten wie Posttraumatischer Belastungsstörung. Krebs steht mittlerweile an dritter Stelle: mit 5441 Fällen, davon 4692 bei Einsatzkräften.

Quelle

28. September 2016