Grippe und Lungenentzündung: Eine verhängnisvolle Kombination

Grippe und Lungenentzündung: Eine verhängnisvolle Kombination
Das Bakterium Streptococcus pneumoniae, ein verbreiteter Auslöser von Lungenentzündungen, ist für Grippe-Patienten deutlich gefährlicher als für Gesunde. Nach einer „Doppel-Infektion“ mit Grippeviren und Streptococcus pneumoniae verläuft die Erkrankung stets besonders schwer, oft sogar tödlich. Dabei variieren die Abwehrreaktionen des Körpers auf das Bakterium sehr stark, je nach Bakterien-Stamm werden unterschiedliche Immunzellen und Botenstoffe aktiv: Das stellten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig und der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg gemeinsam mit Partnern in Schweden und Berlin bei Versuchen mit Mäusen fest. Ihre Erkenntnisse könnten die Möglichkeit eröffnen, Mehrfach-Infektionen dieser Art künftig zielgerichteter zu behandeln. In der Fachzeitschrift Infection & Immunity beschreiben die Forscher ihre Ergebnisse.Grippeviren und Streptokokkus pneumoniae sind die Hauptursache für schwere Atemwegsinfektionen, insbesondere wenn sie in Kombination auftreten. Auch bei den großen Grippeepidemien der Vergangenheit war in vielen Fällen nicht das Grippevirus allein die Todesursache, sondern eine zusätzliche Infektion mit Bakterien.

Im Tiermodell untersuchte das Wissenschaftler-Team nun die komplexen Entzündungsreaktionen des Immunsystems, die entstehen, wenn Pneumokokken auf einen durch Grippeviren vorgeschwächten Organismus treffen. Je nach Bakterienstamm fanden sie unterschiedliche Konzentrationen verschiedener Botenstoffe, Immunzelltypen und Ausbreitungswege der Bakterien im Körper. Die körpereigene Abwehr ist nach einer Grippeinfektion so geschwächt ist, dass sich die Bakterien deutlich aggressiver ausbreiten können.

Die Wissenschaftler folgern daraus, dass es oft nicht ausreicht, Wirkstoffe gegen Viren und Bakterien zu kombinieren. Vielmehr bräuchte es zusätzliche immunmodulierende Therapien, die die Entzündungsreaktionen bremsen. Um diese Therapien möglichst zielgerichtet einsetzen zu können, wollen sie weitere Untersuchungen zum detaillierten Verhalten der Pneumokokken-Stämme bei Doppelinfektionen durchführen.

Quelle

13. Oktober 2016