Kann Schlafapnoe Krebs auslösen?

Kann Schlafapnoe Krebs auslösen?
Seit einigen Jahren wird nun diskutiert, ob ein Teil der erhöhten Sterberate bei Betroffenen der Obstruktiven Schlafapnoe (OSA) auf eine höhere Krebsrate zurückzuführen ist. Laut einem Symposium beim diesjährigen ERS-Kongress gibt es inzwischen zahlreiche Hinweise, dass eine Schlafapnoe einen Risikofaktor für Krebs darstellen könnte.
Die ersten Studienergebnisse dazu sind vor vier Jahren veröffentlicht worden: eine Analyse der Wisconsin Series Population Study mit gut 1500 Teilnehmern und eine spanische Kohortenstudie mit rund 5600 Teilnehmern. Beide Studien haben belegt, dass bei Patienten, die an schwerer Schlafapnoe leiden, die Krebsinzidenz und -mortalität erhöht sind. Auch in weiteren Studien wurde ein Zusammenhang zwischen OSA und dem Auftreten sowie der Aggressivität und Mortalität von Krebs insgesamt beobachtet.Laut einer weiteren Studie seien bei OSA-Patienten zwar mehr Melanome sowie Pankreas- und Nierenkarzinome gefunden worden, Brust- und Darmkrebs traten jedoch seltener auf als bei Patienten, die nicht an OSA leiden. Speziell für Melanome wird eine Verbindung mit schlafbezogenen Atemstörungen durch weitere Untersuchungen gestützt: So wurde zum Beispiel bei Patienten mit schnell wachsenden Melanomen ein höherer Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) festgestellt als bei Patienten mit langsamer wachsenden. Auch eine Sauerstoffentsättigung von mehr als vier Prozent konnte mit Markern der Tumoraggressivität in Zusammenhang gebracht werden. In beiden Fällen ließ sich eine Dosis-Wirkungs-Beziehung erkennen. Dieser Zusammenhang beschränkte sich allerdings auf jüngere Patienten. Die Studienergebnisse werden auch durch die Daten der Tierforschung unterstützt. Intermittierende Hypoxie ebenso wie Schlaffragmentierung führten im Modellorganismus der Mäuse dazu, dass subkutan induzierte Lungentumore und Melanome sich schneller vergrößerten, häufiger wuchsen und öfter metastasierten.

Einig waren sich alle Experten darin, dass die vorhandene Evidenz weiterhin unzureichend ist. Die Untersuchungen, die eine Assoziation zwischen Schlafapnoe und Krebs nahelegen, haben erhebliche Mängel. Dazu gehören laut Patrick Lévy von der Universität Grenoble unter anderem das retrospektive Design, die kleinen Patientenzahlen und die Verwendung von indirekten Markern für die Hypoxie. Ein weiteres Manko ist die fehlende Berücksichtigung des BMI. Dadurch lässt sich also nicht ausschließen, dass die beobachtete Zunahme von Krebserkrankungen durch die Adipositas vieler OSA-Patienten verursacht ist. Die Pneumologen fordern daher größere Studien sowie genauere Analysen zu verschiedenen Krebsarten. Geprüft werden sollte außerdem, ob eine OSA-Behandlung auch das Krebsrisiko günstig beeinflussen kann.

Quelle

6. Oktober 2016