Eine Alternative zur Entwicklung neuer Medikamente könnte eine Überprüfung bereits für andere Indikationen zugelassener Medikamente auf ihre Eignung für die Tuberkulosetherapie sein. Lange Zeit glaubte man zum Beispiel, dass ß-Lactam-Antibiotika, Verwandte des Penicillins, keine Wirksamkeit in der Tuberkulosetherapie haben. Ein Team aus Südafrika, Spanien, Mozambique und Deutschland hat diese Ansicht nun aber widerlegt (siehe New England Journal of Medicine 2016, Band 375, Seite: 393-394).
Die Ärzte behandelten Patienten mit einer Lungentuberkulose vor Beginn der eigentlichen Standardtherapie zwei Wochen lang mit dem ß-Lactam-Antibiotikum Meropenem. ß-Lactam-Antibiotika sind vom Penicillin abgeleitet und greifen in den Zellwandaufbau der Bakterien ein. Um Abwehrmechanismen der Bakterien auszuschalten, gaben die Mediziner zusätzlich Clavulansäure. Diese hemmt die ß-Lactamase, ein Enzym der Bakterien, welches ß-Lactam-Antibiotika unwirksam macht. Unter dieser Kombinationsbehandlung nahm die Bakterienlast im Sputum der Patienten rasch ab.
Mit der aktuellen Entdeckung eröffnet sich ein neues Feld in der klinischen Tuberkuloseforschung: Die Überprüfung bereits zugelassener Medikamente auf ihre Wirksamkeit gegen die Tuberkulose könnte eine sinnvolle Ergänzung zur Entwicklung neuer Wirkstoffe darstellen.Quelle