Kopfhaube bietet vollständig gelähmten Patienten Kommunikationsmöglichkeit

Mithilfe einer besonderen Kopfhaube haben Forscher vollständig gelähmten Patienten wieder eine Kommunikation ermöglicht. Vier Betroffene konnten über diese Computer-Gehirn-Schnittstelle mit „Ja“ und „Nein“ auf Fragen antworten. Die Technik präsentieren der Hirnforscher der Universität Tübingen, Professor Niels Birbaumer und Kollegen im Fachmagazin „Plos Biology“.In die Kopfhaube integrierte das internationale Forscherteam zwei Möglichkeiten der Hirnaktivitätenmessung: Die sogenannte Nahinfrarotspektroskopie und die Elektroenzephalografie. Dabei wird von außen unter anderem die Veränderung des Sauerstoffgehalts im Blut des Gehirns gemessen, die ein Zeichen für die Aktivität der jeweiligen Hirnregion ist. Die Kopfhaube funktioniert wie folgt: Während Patienten 100 bis 150 Fragen in Gedanken beantworten, justieren die Forscher die Messmethoden so, dass danach eine Treffer-Wahrscheinlichkeit von etwa 70 Prozent bei den Antworten gegeben ist. Bei gesunden Patienten ist die Trefferquote auch nicht wesentlich höher.

Allerdings gab der Hirnforscher auch zu, dass Augenbewegungskameras „viel zuverlässiger“ seien. Diese Methode ist jedoch nicht bei allen Patientengruppen anwendbar. Bei Erkrankungen  wie z.B. die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), die Nerven zerstört und Muskeln lähmt, können die Betroffenen  im Verlauf der Krankheit nicht einmal mehr ihre Augen bewegen und das Verständigungssystem nicht mehr bedienen. Die Kombination der zwei Messmethoden sei daher optimal, betonte der Fachmann für Neurophysik an der Berliner Charité, Prof. Gabriel Curo, der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Haube kostet nach Birbaumers Angaben derzeit 50 000 bis 70 000 Euro. Es gibt jedoch bisher noch keine industrielle Produktion. Der Hirnforscher will das System so verfeinern, dass die Patienten damit irgendwann auch Buchstaben auswählen können.

Quelle

16. Februar 2017