Grundlage der fraktalen Analyse ist der Aufbau der Lunge, die in ihrer Struktur einem Fraktal entspricht, also einem geometrischen Muster, das erstmals 1975 vom Mathematiker Benoît Mandelbrot beschrieben wurde und dessen vorrangiges Merkmal die „Selbstähnlichkeit“ ist: Ein Fraktal besteht aus mehreren, sich immer weiter verkleinernden Kopien seiner selbst. Anschauliche fraktale Gebilde sind neben Darstellungen mathematischer Mandelbrotmengen im Internet zum Beispiel Romanesco-Kohlköpfe am Gemüsestand oder stattliche Bäume in der Natur, da jeder Baumzweig – unabhängig von seinem Verzweigungsgrad – jeweils einem verkleinerten Baum ähnelt. Aber auch innere Organe sind wie ein Fraktal aufgebaut. Ähnlich wie das Geäst eines Baumes verzweigt sich auch das Bronchialsystem der Lunge in immer filigranere Strukturen – beginnend mit der Luftröhre, die sich in zwei Hauptäste aufteilt, die jeweils einen der beiden Lungenflügel mit Sauerstoff versorgen. Wenn man näher heranzoomt, sieht man, dass die an den Enden der Hauptäste sitzenden Lappenbronchien sich weiter verzweigen zu den Segmentbronchien und dann in immer kleinere Äste. So gelangt man nach etwa 20-25 Ebenen zu den kleinsten Verzweigungen der Bronchien, den so genannten Bronchiolen, die einen Innendurchmesser von weniger als 1 mm haben und sich dann noch einmal in mikroskopisch feinste Ästchen (Bronchioli respiratorii und Alveolargänge) teilen. Diese führen schließlich in das eigentliche, atmende Lungengewebe mit insgesamt rund 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen). Die Lungenbläschen, die als Miniatur-Luftballone einen Durchmesser von 0,1-0,2 mm haben, geben der Lunge ihr schwammartiges Aussehen und sind traubenförmig dicht gepackt den feinsten röhrenartigen Ästchen (Alveolargänge und Bronchioli respiratorii) angelagert. Ihre hauchdünnen Wände sind von einem Netz kleinster Blutgefäße (Kapillaren) durchzogen, die einen schnellen Austausch der Atemgase ermöglichen. Jedes Lungenbläschen ist von etwa 1000 Kapillaren umgeben.
In der aktuellen Studie mit über 8000 Rauchern (siehe Journal of Clinical Investigation, doi: 10.1172/JCI120693) haben Forscher der University of Alabama in Birmingham einen deutlichen Zusammenhang zwischen der fraktalen Dimension der Atemwege und den folgenden Parametern der Lungengesundheit festgestellt: Je niedriger die Verzweigungskomplexität umso höher der Grad der Atemwegsverengung, die Erkrankungshäufigkeit der Atemwege und der Verlust der Lungenfunktion hinsichtlich der Einsekundenkapazität FEV1 (die das maximale Volumen Luft angibt, das der Patient innerhalb einer Sekunde ausatmen kann). Weniger deutlich, aber tendenziell ebenfalls ausgeprägt hängt die AFD auch mit der Lebensqualität der Patienten und ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit (6-Minuten-Gehstrecke) zusammen, sowie – in inverser Bezeihung – mit der Häufigkeit von Verschlechterungen (Exazerbationen). „Künftig wäre es sehr aufschlussreich, bei CT-Untersuchungen von Rauchern auch die fraktale Dimension der Atemwege zu bestimmen, da ein Verlust an Komplexität der bronchialen Verzweigungen einen guten Hinweis darauf liefern kann, wie stark geschädigt und damit krankheitsanfällig die Lunge des Patienten bereits tatsächlich ist“, fasst Dr. Voshaar zusammen.
Quelle: www.lungenaerzte-im-netz.de