Die Weltgesundheitsorganisation hat bisher empfohlen, dass Patienten mit einer MDR-TB mit mindestens vier verschiedenen Medikamenten über mindestens 20 Monate täglich behandelt werden. In Studien aus Bangladesch, Niger und Kamerun konnte nun aber gezeigt werden, dass mit einer bestimmten Kombinationstherapie von Tuberkulosemedikamenten nur neun bis zwölf Monate einer Behandlung ausreichen, um mehr als 80 Prozent aller betroffenen Patienten zu heilen. Die WHO empfiehlt daher seit Mai 2016 eine Kurzzeittherapie für die betroffenen Patienten in allen Ländern, wenn die Bakterien gegen alle Medikamente der Behandlung auch empfindlich sind.
Tuberkulosebakterien in Europa besonders resistent
DZIF-Wissenschaftler vom Forschungszentrum Borstel haben in den letzten Jahren die Ausbreitung multiresistenter Stämme der Tuberkulosebakterien in Europa genauer untersucht und dabei festgestellt, dass die Bakterien, die sich in Europa verbreiten, gegen besonders viele Antibiotika resistent sind. Sie verglichen nun das Niveau der Antibiotikaresistenz von Tuberkulosebakterien bei mehr als 1000 MDR-TB-Patienten aus Europa.
Die Ergebnisse zeigen, dass über 92 Prozent aller betroffenen Patienten in Europa nicht für die Kurzzeittherapie in Frage kommen, da die Bakterien gegen mindestens eines der Medikamente bereits resistent sind. Mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung arbeiten die Borsteler Wissenschaftler an maßgeschneiderten Therapien und entwickeln Biomarker, um die Dauer der Behandlung, die für eine Heilung notwendig ist, individuell festzulegen.