Lungenchirurgen rechnen mit Zunahme seltener Erkrankungen

Viele Flüchtlinge kommen aus Ländern, in denen gehäuft schwerwiegende Lungenerkrankungen vorkommen, die Ärzte in Deutschland nur selten sehen. Die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) rechnet daher mit einem Anstieg von Erkrankungsfällen, die unter Umständen komplizierte Behandlungen erforderlich machen oder für die hiesigen Mediziner schwierig zu diagnostizieren sind.
Nachdem die Tuberkulose in Deutschland über viele Jahre rückläufig war, wurde im vergangenen Jahr ein deutlicher Anstieg der Erkrankungszahlen gemeldet. Die Zunahme ist die Folge des Screenings von Asylsuchenden aus Ländern, in denen Tuberkulose weitaus häufiger auftritt als in Deutschland. Beim Eintreffen in Deutschland sei die Erkrankung dann unter Umständen so weit fortgeschritten, dass eine medikamentöse Behandlung allein die Tuberkulose nicht mehr kurieren kann. In diesem Fall müssten die zerstörten Lungenabschnitte operativ entfernt werden.
Eine weitere Erkrankung, die in Deutschland demnächst öfter auftreten könnte, ist die Echinokokkose, eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm. Der Erreger ist vor allem in der Türkei und im Nahen Osten stark verbreitet. Die Erkrankung tritt häufig erst nach vielen Jahren auf, wenn sich in der Leber oder der Lunge Zysten gebildet haben.
Andere Erkrankungen wiederum könnten zu falschen Diagnosen verleiten. Bei der Sichelzellanämie etwa, einer in Afrika verbreiteten genetischen Erkrankung, kommt es häufig zu starken Brustschmerzen und Kurzatmigkeit. Diese Symptome sind leicht mit einer Lungenentzündung zu verwechseln. Die Patienten benötigen Sauerstoff, Flüssigkeit und starke Schmerzmittel.
Auch bei uns seltene Enzymdefekte wie der Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel, der zu einer Veränderung des Zuckerstoffwechsels und zu einer vermehrten Zerstörbarkeit der roten Blutkörperchen führt, finden sich gehäuft bei Mittelmeeranrainern oder Bewohnern Afrikas. Die Verabreichung von Medikamenten oder Operationen können hier zu schweren Krisen führen, weil große Mengen an Erythrozyten zerfallen.Quelle

31. Mai 2016