Diagnostik und Therapie werden in einer interdisziplinären Konferenz festgelegt
Die Zielsetzung zertifizierter Lungenkrebszentren besteht darin, durch die Einhaltung verbindlicher Qualitätsstandards eine optimale, umfassende Diagnostik, Therapie und Nachsorge bei Lungenkrebs zu ermöglichen. „Dort werden Patienten mit gut- und bösartigen Erkrankungen des Brustkorbes von verschiedenen Fachärzten untersucht und beraten, anschließend wird die Therapie – und gegebenfalls zuvor auch eine erweiterte Diagnostik – in einer interdisziplinären Konferenz festgelegt.“, erklärt Dr. Jutta Kappes, Oberärztin der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin/Innere Medizin an der Thoraxklinik Heidelberg und Leitende Oberärztin der Interdisziplinären Ambulanz.
Welche Faktoren das persönliche Risiko für einen bösartigen Tumor bestimmen
Unter einem Lungenrundherd verstehen Mediziner eine Gewebsverdichtung in den unteren Atemwegen, die einen Durchmesser von weniger als drei Zentimetern hat und noch nicht mit geschwollenen Lymphknoten oder schlecht belüfteten, da kollabierten Lungenabschnitten (sog. Atelektasen) einhergeht. Um abzuklären, ob ein bösartiger Tumor vorliegt, wird zunächst das sog. Malignitätsrisiko abgeschätzt. Dieses Risiko ist zum Beispiel hoch bei Rauchern mit 20 Packungsjahren oder mehr (d.h. ab einem durchschnittlichen Konsum von einer Schachtel Zigaretten täglich über zwanzig Jahre hinweg bzw. täglich einer halben Schachtel über vierzig Jahre hinweg etc.). Entscheidend ist aber auch das Aussehen (die Morphologie) des Rundherds: Ein unregelmäßig begrenzter Rundherd weist zum Beispiel auf ein höheres Malignitätsrisiko hin als einer mit glattem Rand. Patienten mit einem geringen Malignitätsrisiko (< 5%) werden erst ab einem Rundherddurchmesser größer als 6 mm zu radiologischen Kontrolluntersuchungen im CT gebeten. Je mehr der Rundherd an Durchmesser zunimmt und je höher das gesamte Malignitätsrisiko des Patienten ist, umso früher und öfter sollten Kontrollen im CT erfolgen. Für Patienten mit mittlerem (5-65%) bis hohem (> 65%) Malignitätsrisiko und einem Rundherddurchmesser ab 8 mm kann dann schließlich auch eine Biopsie oder operative Entfernung des Tumors in Erwägung gezogen werden. „Zusätzlich zu diesen Kriterien sind aber immer auch der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten, sein eigener Therapiewunsch und das allgemeine Risiko eines Eingriffs zu berücksichtigen“, ergänzt Dr. Kappes.
Quelle: Vortrag „Muss jeder Lungenrundherd biopsiert werden?“ von Dr. med. Jutta Kappes, Oberärztin der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin/Innere Medizin an der Thoraxklinik Heidelberg und Leitende Oberärztin der Interdisziplinären Ambulanz, auf dem 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin am 16.3.18 in Dresden.