Lungenvolumenreduktion bei schwerem Lungenemphysem

Lungenvolumenreduktion bei schwerem Lungenemphysem
Ein Lungenemphysem ist eine fortschreitende Erkrankung, die behandelbar, aber nicht heilbar ist. Denn bestimmte Teile des Lungengewebes sind irreversibel geschädigt. Ursache ist zumeist jahrelanges Rauchen. Um die Symptome zu lindern und akute Verschlechterungen zu vermindern, werden vor allem Arzneimittel wie Bronchodilatoren und Glukokortikoide (Kortison) eingesetzt. Es gibt aber auch nichtmedikamentöse Therapieansätze wie etwa körperliches Training oder Atemphysiotherapie. Sind alle diese Therapieoptionen ausgeschöpft, gibt es die Möglichkeit, das veränderte Lungengewebe zu entfernen und so das Lungenvolumen zu reduzieren. Dies kann durch einen chirurgischen Eingriff oder durch ein bronchoskopisches Verfahren geschehen. Auf diese Weise will man mehr Platz für die weniger betroffenen Lungenteile schaffen und die Atemmuskulatur entlasten, was die Lungenfunktion verbessern und die Atemnot lindern soll. Im Unterschied zu den chirurgischen Verfahren, die bereits seit Mitte der 90er Jahre eingesetzt werden, wurden die bronchoskopischen Verfahren erst in den letzten Jahren entwickelt. Zum Einsatz kommen hier u.a. Ventile, Spiralen oder Polymerschaum, wobei der Wirkmechanismus in den Bronchien jeweils verschieden ist.Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beauftragt, Nutzen und Schaden von Verfahren der Lungenvolumenreduktion (LVR) sowohl im Vergleich zu einer herkömmlichen Behandlung als auch im Vergleich zu anderen LVR-Verfahren zu bewerten.

Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler feststellten, ist die Studienlage bei den chirurgischen Verfahren relativ gut. So gibt es eine randomisierte kontrollierte Studie mit 1218 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die die chirurgische LVR ergänzend zur konservativen Therapie mit einer konservativen Therapie allein verglich und bei der die Nachbeobachtungszeit mindestens zwei Jahre betrug. Was die Gesamtsterblichkeit betrifft, zeigen die Studienergebnisse ein sehr gemischtes Bild: Betrachtet man die Daten fünf Jahre nach dem Eingriff, zeigt sich ein Hinweis auf einen Nutzen der chirurgischen LVR. Im ersten Jahr nach der OP ist die Sterblichkeit dagegen deutlich höher als bei den konventionell behandelten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Hier lässt sich ein Beleg für einen Schaden der chirurgischen LVR ableiten. Insgesamt zehn Studien untersuchten bronchoskopische Verfahren. Sie lassen jedoch nur wenige Aussagen zu Nutzen und Schaden im Vergleich zur herkömmlichen Therapie zu und das jeweils auch nur mit geringer Aussagesicherheit.

Das liegt vor allem daran, dass diese Studien jeweils nur Ergebnisse zu kurzen Zeiträumen (3 Monate bis 1 Jahr) berichteten.
Bei keinem bronchoskopischen LVR-Verfahren zeigt sich ein Vor- oder Nachteil in Hinblick auf die Sterblichkeit. Was weitere Therapieziele wie etwa Atemnot, Lebensqualität oder unerwünschte Wirkungen der Therapie betrifft, fallen die Ergebnisse teils zugunsten, teils zum Nachteil der Verfahren aus. Studien, die chirurgische und bronchoskopische LVR-Verfahren vergleichen, sind nicht verfügbar.

Quelle

19. Juli 2016