Seit der Entwicklung der ersten Immuntherapie (Interferon beta-1b) im Jahr 1995 wurden zahlreiche Substanzen zur immunmodulierenden Behandlung der MS zugelassen mit dem Ziel, die Zahl der Schübe zu verringern. Seitdem hat sich die Therapielandschaft erheblich erweitert. Parallel zu der zunehmenden Anzahl verfügbarer Immuntherapien haben sich die Behandlungsstrategien von einem reinen „Ansatz zur Prävention von Schüben“ zu einer auf die individuelle Situation ausgerichteten medizinischen Versorgung verlagert.
Im Jahr 2016 startete die Charité eine Initiative für Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose (MS). Ihr Ziel ist, die Qualität klinischer MS-Studien zu verbessern. Nach Gesprächen mit dem Bundeskanzleramt, dem Bundesministerium für Gesundheit und pharmazeutischen Unternehmen entwickelte die Charité ein Konzept, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Dabei orientierte sie sich an dem US-amerikanischen „Forum for Collaborative HIV-Research“. Als neutrale Institution vernetzt die Initiative nun Patientenvertreterinnen und Patientenvertreter, Expertinnen und Experten für MS, Behörden und Institutionen im Gesundheitswesen sowie forschende pharmazeutische Unternehmen, um gemeinsam bereits im frühen Stadium Vorschläge für das Design von Studien zur Arzneimitteltherapie zu unterbreiten. Besonderes Augenmerk legt die Initiative dabei auch auf patientenrelevante Endpunkte und die Entwicklung von Studien und Registern für die Gewinnung besserer Erkenntnisse zu Nutzen und Schaden von MS-Arzneimitteln in der Zeit nach der Zulassung.