Nachbetrachtung 10. Symposium – Lunge 2017

„Entstanden aufgrund einer Idee von Jens Lingemann, selbst Betroffener und Vorsitzender des COPD – Deutschland e.V. und getrieben von dem Wunsch nach mehr Information für Patienten“, so schilderte Heike Lingemann während Ihrer Begrüßungsansprache des Symposiums Lunge 2017 die Entwicklung der Veranstaltung. In jedem einzelnen Symposium stecke ganz viel Herzblut. Immer mit dem Ziel vor Augen, dass letztendlich die Patienten die Erkrankung beherrschen sollen und nicht umgekehrt, die Erkrankung die Patienten.10 Jahre Symposium Lunge, das Jubiläum einer Veranstaltung, die bundesweit einzigartig ist und sich zu einem Magnet für Patienten, Angehörige und Interessierte entwickelt hat. Dies sei jedoch nur möglich gewesen aufgrund des Vertrauens und der Wertschätzung der Referenten, so Heike Lingemann.

Prof. Dr. Helmut Teschler vom Westdeutschen Lungenzentrum Ruhrlandklinik, Essen der das Symposium-Lunge in Hattingen von der ersten Stunde an als Moderator und Referent begleitete verabschiedete sich. Im kommenden Jahr wird die Moderation von Professor Dr. Susanne Lang, SRH Waldklinikum, Gera, ebenfalls Referentin der ersten Stunde, übernommen.

Mehr als 2.400 Gäste aus Deutschland und den benachbarten Ländern konnten in diesem Jahr in Hattingen gezählt werden. Der weiteste Gast reiste sogar aus Australien an, da in Australien eine ähnliche Veranstaltung nach dem Muster des Symposium-Lunge etabliert werden soll.

Insgesamt 34 Aussteller präsentierten sich, boten vielfältige Informationen und Gesundheitschecks. Auch das LuFuMobil war wieder vor Ort, um die aufwendigen Lungenfunktionsmessungen kostenfrei anzubieten. Insgesamt 94 Messungen konnten, über den Tag verteilt, vorgenommen werden.
Neben der Vortragsveranstaltung in der Gebläsehalle wurden in diesem Jahr insgesamt sechs Workshops durchgeführt.
Atmung ist Lebenselexier
Vortrag Prof. Dr. Helmut Teschler, Essen
„Symptome und Diagnostik einer COPD mit oder ohne Lungenemphysem“

„Atmung ist Lebenselexier und feingetunt eingestellt“, so Professor Teschler. Liegt eine COPD und/oder Lungenemphysem vor, ist das System Atmung nachhaltig gestört.

Wissenschaftlich definiert ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD, als eine häufige, vermeidbare und behandelbare Erkrankung, die charakterisiert ist durch eine persistierende Obstruktion, d.h. dauerhafte Verengung, der Atemwege, die gewöhnlich progressiv, also fortschreitend, verläuft und die assoziiert ist mit einer verstärkten chronischen Entzündung in den Atemwegen und der Lunge, hervorgerufen durch Einwirkung schädlicher Partikel oder Gase. Akute Verschlechterungen (Exazerbationen) und Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) tragen zur Schwere der Erkrankung individueller Patienten bei.

Ein Lungenemphysem kann als irreversible „Weitung“ der unteren Atemwege bezeichnet werden. Wissenschaftlich betrachtet, sind bei einem Lungenemphysem die Lungenbläschen (Alveolen), an denen der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet, teilweise zerstört und überdehnt, so dass ihre innere Oberfläche verkleinert wird. In der Folge ist die Ausatmung erschwert, da die kleinen Bronchien, welche in die Lungenbläschen münden, in sich zusammenfallen. Außerdem kommt es zu einer zunehmenden Überblähung der Lunge – die bei Belastung zunimmt.

Zur Symptomatik von COPD/Lungenemphysem zählen vor allem Atemnot (Dyspnoe), chronischer Husten mit oder ohne Auswurf, eine reduzierte Leistungsfähigkeit, hörbare Atemnebengeräusche (Giemen) sowie häufigere oder länger anhaltende bronchiale Infekte.

Die Basisdiagnostik in Form einer einfachen Spirometrie (Lungenfunktionsmessung) führt in der Regel der Hausarzt durch. Die sogenannte Bodyplethysmographie, das derzeit bestmögliche Verfahren zur Lungenfunktionsmessung, zur weiterführenden Diagnose und Differentialdiagnose (Abgrenzung von möglichen anderen Erkrankungen) sollte durch den Lungenfacharzt (Pneumologe) vorgenommen werden.

Häufig würden vorliegende Symptome jedoch nicht intensiv genug abgefragt, formulierte Professor Teschler. Dies sei einer von vielen Gründen, warum nach wie vor eine Dunkelziffer der Betroffenen von schätzungsweise 40% vorliege. Eine weitere Problematik sei, dass begleitende Symptome oder Erkrankungen oftmals weder vom Patienten noch vom Arzt thematisiert werden. Hierzu zählen beispielsweise Angst oder Inkontinenz.

Hinsichtlich Diagnostik und Therapie der COPD zeichnen sich derzeit mehrere Entwicklungen ab. So werde vermutlich die Computertomopgraphie (CT) zukünftig der Goldstandard für die Emphysemdiagnostik werden, die medikamentöse Therapie der COPD insgesamt erfahre zudem eine immer stärkere Individualisierung, zeigte Professor Teschler auf.
Aktuelle Neuerung

Innerhalb des therapeutischen Behandlungskonzeptes bei COPD stehen Maßnahmen der Trainings-/Physiotherapie mit an oberster Stelle. Seit Ende letzten Jahres liegt ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) über eine Änderung der Heilmittel-Richtlinie im Hinblick auf die Anpassung der Regelungen zum langfristigen Heilmittelbedarf vor. Diese Änderungen ermöglichen eine Verordnung außerhalb der Regelleistungen für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen in folgenden Fällen:
Kennziffer chronisch obstruktive Lungenkrankheiten

  • J44.00 chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege: FEV1< 35% des Sollwertes
  • J44.10 chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Exazerbation (akuten Verschlechterung), nicht näher bezeichnet: FEV1 < 35% des Sollwertes
  • J44.80 sonstige nicht näher bezeichnete chronische obstruktive Lungenkrankheit: FEV1 <% des Sollwerte

Wichtig zu wissen ist darüber hinaus, dass diese Verordnung das Budget des Arztes nicht belastet. Somit besteht keine Begrenzung der Verordnung für den Arzt und es ist keine Bewilligung der Krankenkasse erforderlich!

Selbsthilfe ein wichtiger Faktor in der Versorgungsstruktur
Professor Teschler hob in seinem Vortrag zudem den Stellenwert der Selbsthilfe hervor und forderte Patienten auf, sich der Selbsthilfe anzuschließen, da durch organisierte Patienten – ähnlich dem Schwarmverhalten in der Natur – mehr erreicht werden könne. So habe der COPD – Deutschland e.V. beispielsweise bereits in der Vergangenheit sehr viel bewegt und sei zudem ein glaubwürdiger, verlässlicher, konstruktiver Gesprächspartner für alle Akteure aus dem Bereich des Gesundheits- und Versorgungswesens. Alleine die vielfältig herausgegebenen Ratgeber und DVDs seien inzwischen Bestseller.
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4. Oktober 2017