Neue Ansätze für die Wundversorgung

Jährlich wird rund 50.000 Diabetikern als Folge des diabetischen Fußsyndroms der Fuß amputiert. Das belegen Zahlen der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Damit sind Wunden an Unterschenkel oder Fuß, die nicht nach zwei bis drei Wochen abheilen, der häufigste Grund für Amputationen in Deutschland. Wie eine frühzeitige Behandlung durch interdisziplinäre Expertenteams dies verhindern kann, ist eines der Themen beim 10. Deutschen Wundkongress. Gemeinsam mit dem 26. Kongress der European Wound Management Association (EWMA) und dem 2. WundD•A•CH Kongress findet die Veranstaltung einmalig als Europäischer Wundkongress 2016 von Mittwoch bis Freitag, 11. bis 13. Mai, in der Messe Bremen statt.
„Der gemeinsame Kongress ist eine ausgezeichnete Möglichkeit sich mit Kollegen aus aller Welt über die interdisziplinäre Arbeitsweise in regionalen Netzwerken auszutauschen“, sagt Professor Dr. Knut Kröger, stellvertretender Vorsitzender der Initiative Chronische Wunden e.V. und EWMA-Beiratsmitglied. Etwa 6000 Forscher, Mediziner, Pflegende und Gesundheitswissenschaftler aus rund 80 Ländern werden in Bremen erwartet, darunter auch Wundheilungs-Experten aus Australien, Russland und China.Das Kongressprogramm steht unter dem Motto „Patienten, Wunden, Rechte“ und umfasst circa 1.000 Vorträge und Workshops in deutscher und englischer Sprache. „Gerade in Hinblick auf die Überalterung der Gesellschaft und die damit verbundene Zunahme von chronischen Wunden brauchen wir neue Ansätze in der Wundheilkunde“, erklärt Professor Dr. Kröger. So wird in Bremen unter anderem über Versorgungs- und Ausbildungsstrukturen diskutiert. Im Fokus steht auch die individualisierte Wundtherapie.

Ein Beispiel hierfür sind auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse von Patienten mit Venenschwäche und Unterschenkelgeschwüren abgestimmte Kompressionstherapien. „Adaptive Bandagen mit Klettverschlüssen, über die der Patient den Druck selbst regulieren kann, sind in den USA bereits seit zehn Jahren state of the art, in Deutschland aber weitgehend unbekannt“, weiß Professor Dr. Joachim Dissemond vom Universitätsklinikum Essen. Dabei ist etwa eine Millionen Deutsche von Unterschenkelgeschwüren betroffen. Mehrere Sitzungen greifen dieses Thema auf und stellen aktuelle Erkenntnisse zur Kompressionstherapie und neue Behandlungsmethoden vor.

Ein weiteres Tagungsthema: E-Health, also die Digitalisierung des Gesundheitsbereichs, etwa in Form von Fitness-Trackern, Online-Therapieangeboten oder -Sprechstunden. „Das ist ein Trend, der sich nicht umkehren lässt“, sagt Dr. Johannes Wimmer. Der Experte für digitale Patientenkommunikation am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf spricht auf dem Kongress über die Möglichkeiten der Telemedizin bei der Wundversorgung. „Erste Studien belegen deren positiven Effekt auf die Adhärenz der Therapieziele“, so Dr. Wimmer.

Der Deutsche Wundkongress zählt gemeinsam mit dem 2016 wegen des Europäischen Wundkongresses aussetzenden Bremer Pflegekongress zu den teilnehmerstärksten Kongressen der Messe Bremen. 2015 kamen 4.910 Pflegende und Ärzte, 108 Aussteller nutzten die begleitende Fachausstellung für eine Vorstellung ihrer Produkte und Dienstleistungen.

Der Europäische Wundkongress 2016 ermöglicht den Erwerb von Fortbildungspunkten. Auf die Teilnahmegebühren gilt bis Samstag, 30. April, ein Frühbucherrabatt. Das vorläufige Programm, die Online-Anmeldung und weitere Informationen gibt es unter www.ewma2016.org und www.wund-dach.org.

27. April 2016