Palliativmedizin – was genau ist das eigentlich?

Palliativmedizin – was genau ist das eigentlich?


Was Palliativmedizin beinhaltet, wird Dr. med. Thomas Voshaar, Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers, in seinem Vortrag auf dem 15. Symposium Lunge am 2.9. erklären.

Die Palliativmedizin beschäftigt sich in erster Linie mit Menschen, bei denen eine Erkrankung vorliegt, die nicht mehr im eigentlichen Sinne heilbar ist. Die Weltgesundheitsorganisation und ebenso die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin definiert die Palliativmedizin folgendermaßen: Aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer voranschreitenden (progredienten), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine heilende (kurative) Behandlung anspricht oder keine kurative Behandlung mehr durchgeführt werden kann und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt.

Die Tatsache, dass sich die Lebenserwartung der Menschen in unserem Land seit langer Zeit kontinuierlich verlängert (durchschnittliche Lebenserwartung für Männer 79 Jahre, für Frauen 83 Jahre) hat natürlich erhebliche und vielfältige Einflüsse auf den medizinischen Versorgungsbedarf, also auch auf die Palliativmedizin. Mit einem längeren Leben steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Erkrankung. Und chronische Erkrankungen prägen auch das Lebensende.

Insbesondere die COPD zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit, daher verwundert es, dass insbesondere die deutsche Pneumologie sich bislang relativ wenig in die Entwicklung der Palliativmedizin eingebracht hat. Dies ändert sich aber inzwischen stetig, insbesondere da Lungenfachärzte ihre Erfahrungen im Umgang mit chronischen Lungenerkrankungen in palliative Behandlungskonzepte zunehmend einbringen.

Die COPD eignet sich gut für einige weitere Betrachtungen. Im eigentlichen Sinne können wir die COPD nicht heilen (kurieren). Somit könnte man alle Therapien bei einer COPD als palliativ bezeichnen. Auf der anderen Seite können wir die COPD heute viel wirksamer behandeln als noch vor einigen Jahren. Insbesondere können wir die schwere Luftnot durch Bronchodilatatoren (langwirksame Beta-Mimetika und langwirksame Anticholinergika) lindern, wir können auch das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen (nicht nur durch die Aufgabe des Inhalationsrauchens!) und wir können die Lebensqualität verbessern. Inzwischen gibt es sogar eine Studie die zeigt, dass wir auch die Lebenserwartung verlängern können.

Neben den vielfältigen Behandlungsmöglichkeiten der typischen Beschwerden bei einer COPD können wir auch die Anzahl der akuten Exazerbationen wirksam verringern und insbesondere haben wir mit der nicht-invasiven Beatmung (NIV) eine Behandlungsmethode entwickelt, die bei der schwersten Form einer COPD (hyperkapnisches Atemmuskelversagen, Anreicherung von CO2 im Körper) hoch wirksam ist.

Auf der anderen Seite haben wir aber auch gelernt, dass die COPD nicht allein durch bronchopulmonale Probleme aufgrund der Bronchien oder der Lunge geprägt wird, sondern eine Vielzahl von Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) von großer Bedeutung sind. Insofern ist verständlich, warum die COPD als eine „hoch komplexe Erkrankung“ bezeichnet wird, deren Behandlung komplexe Kenntnisse und Erfahrungen erfordert, die letztlich natürlich auch am Lebensende der Patienten erforderlich sind.

Gerade Patienten mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen fürchten sich konkret vor dem „Ersticken“. Diese Sorge oder gar Angst ist gut nachvollziehbar, kennen diese Patienten doch das Gefühl einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Atemnot. Niemand muss aber heute im Rahmen einer schwersten Atemnot oder gar mit dem Gefühl der Erstickung leben und diese Symptome müssen auch auf keinen Fall die Sterbephase begleiten. Welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, hier wirksam medikamentös (u. a. mit Morphinen) einzugreifen, wird Dr. Voshaar in seinem Vortrag u.a. detailliert erläutern.

Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier: Symposium-Lunge 2023

Anfragen bezüglich des Symposiums richten Sie bitte an:
Organisationsbüro Symposium-Lunge
Heike und Jens Lingemann
symposium-org@copd-deutschland.de
Telefon: 02324 – 999 959

Quelle: COPD – Deutschland e.V.

17. August 2023