Trotz normaler Lungenfunktion COPD-krank?

Trotz normaler Lungenfunktion COPD-krank?
US-amerikanische Ärzte zweifeln die Diagnostik der COPD an.
Ärzte um Prescott Woodruff von der University of California in San Francisco vermuten, dass durch die spirometrische Definition möglicherweise nicht die gesamte Bandbreite der ja oft durchs Rauchen verursachten Lungenerkrankung abgedeckt weden könne. Sie haben festgestellt, dass Verschlechterung des Krankheitsbildes, Aktivitätseinschränkungen und Befunde einer Atemwegserkrankung bei symptomatischen Ex-Rauchern mit erhaltener Lungenfunktion häufiger als bei beschwerdefreien Ex-Rauchern nachzuweisen sind. (http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1505971)An der prospektiven Beobachtungsstudie waren 199 gesunde Nichtraucher sowie 1812 aktive oder ehemalige Raucher mit mindestens 20 Packungsjahren beteiligt. Die Packungsjahre werden errechnet, indem man die Anzahl die Zahl der pro Tag gerauchten Zigarettenpackungen mit der Zahl der Raucherjahre multipliziert.

Die Ex-Raucher waren je nach FEV1/FVC in Patienten mit erhaltener Lungenfunktion  oder mit leichter bis mittelschwerer COPD eingeteilt worden. In der Gruppe der Ex-Raucher mit erhaltener Lungenfunktion waren 50 Prozent der Teilnehmer symptomatisch.
Diese Patienten erlitten im Lauf der Nachbeobachtung signifikant häufiger einer Verschlechterung des Krankheitsbildes als Ex-Raucher ohne Symptome oder Gesunde.

Pro Jahr kam es zu 0,27 vs. 0,08 bzw. 0,03 akuten Verschlechterungen der Beschwerden, die zum Einsatz von Antibiotika, systemischen Kortikosteroiden oder Krankenhauseinweisungen führten.
Im 6-Minuten-Gehtest schnitten die symptomatischen Ex-Raucher ebenfalls am schlechtesten ab. Sie legten im Mittel 79,8 Prozent der erwarteten Strecke zurück, die symptomfreien Ex-Raucher hingegen 89,3 Prozent und die Nichtraucher 89,2 Prozent.

Die detaillierte Auswertung der Lungenfunktionswerte lieferte bei den Ex-Rauchern mit Beschwerden zudem häufiger als bei den beschwerdefreien Hinweise auf eine okkulte Lungenerkrankung. Die Unterschiede bei Exazerbationen, 6-Minuten-Gehstrecke und Lungenfunktion blieben auch dann erhalten, wenn der Einfluss von anderen Faktoren wie Alter, Geschlecht, BMI, Raucherstatus, Asthma und Herzinsuffizienz berücksichtigt wurde. Die symptomatischen Ex-Raucher verwendeten trotz erhaltener Lungenfunktion häufig Atemwegsmedikamente.

Quelle

7. Juni 2016