Von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung am Patienten – 20. Deutsche Mukoviszidose Tagung in Würzburg

Welche Keime können außer dem Pseudomonas bei Mukoviszidose gefährlich sein? Welche Biomarker sind für den klinischen Alltag von Bedeutung? Welche Rolle spielt die Physiotherapie bei Mukoviszidose? Diese und weitere Fragen diskutierten rund 800 Ärzte, Physiotherapeuten, Ernährungsberater, Pflegekräfte, Rehabilitations-Spezialisten und alle weiteren an der Behandlung von Mukoviszidose-Patienten beteiligten Berufsgruppen auf der Deutschen Muko-viszidose Tagung (DMT). Der gemeinnützige Mukoviszidose e.V. hatte die Tagung, die vom 16. bis 18. November 2017 in Würzburg stattfand, bereits zum 20. Mal ausgerichtet.„Das zentrale Thema der Tagung war für mich die Verknüpfung von Grund-lagenforschung und klinischer Forschung mit direkter Anwendbarkeit am Patienten“, fasste Dr. Olaf Eickmeier, Universitätsklinikum Frankfurt, einer der drei Tagungs-leiter, den Schwerpunkt der DMT zusammen. „Das Besondere an der Tagung ist, dass hier nicht nur Ärzte, sondern das gesamte interdisziplinäre Team vertreten ist“, fügte Dr. Christina Smaczny, Universitätsklinikum Frankfurt, ebenfalls Tagungsleitung, hinzu.

Biomarker im klinischen Alltag
Das erste Plenum der Tagung beschäftigte sich mit dem Thema Biomarker. Das sind für die Medizin messbare Parameter, die prognostische oder diagnostische Aussagekraft haben. PD Dr. Matthias Kappler, Klinikum der Universität München, beleuchtete das Thema aus gastroenterologisch-hepatologischer Sicht. Sein Fazit: Es gebe inzwischen neue Biomarker, deren Bedeutung aber noch nicht ganz klar sei. Daher solle auch weiterhin auf bewährte Biomarker, als Beispiel hier der Body-Mass-Index (BMI), zurückgegriffen werden. Professor Dr. Gernot Rohde, Universitäts-klinikum Frankfurt, sprach anschließend über pneumologische Biomarker. Basis-Biomarker seien hier die Symptome, die Lungenfunktion, Serummarker, Sputum-Kultur und die konventionelle Bildgebung. Für die frühzeitige Erkennung von Lungenschäden etabliere sich aber unter anderem die Messung der Lungen-belüftung (Lung Clearance Index, LCI). Zuletzt beleuchtete Annette Katscher-Peitz, Klinikum Stuttgart, das Thema Biomarker aus psychosozialer Sicht. Sie stellte das sogenannte CF-Mental-Health-Screening vor, das dabei helfen könne, Depressionen bei Mukoviszidose-Betroffenen frühzeitig zu erkennen.

Physiotherapie bei Mukoviszidose
Der interdisziplinäre Charakter der Tagung wurde auch im zweiten Plenum, das sich mit der Physiotherapie bei Cystische Fibrose (CF) beschäftigte, deutlich. PD Dr. Thomas Nüßlein, Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, erläuterte die Effekte der Physiotherapie aus ärztlicher Sicht. Wichtig sei, dass Mukoviszidose-Patienten nicht nur regelmäßig physiotherapeutisch behandelt würden, sondern dass sie ihre Therapie auch zuhause, eingebettet in den Alltag, durchführten. Denn so können sie den zähen Schleim abhusten, der bei Mukoviszidose viele Organe verstopft und einen Nährboden für Keime bietet.

Keime bei Mukoviszidose-Patienten
Ein weiteres Plenum der Tagung warf einen Blick auf Problemkeime jenseits des Pseudomonas. Pseudomonas aeruginosa ist einer der häufigsten Keime in den Atemwegen bei Mukoviszidose. Wird die Infektion mit Pseudomonas chronisch, kann sie die Lungenfunktion des Betroffenen langfristig beeinträchtigen. Doch es gibt noch andere Erreger, die bei Mukoviszidose eine Rolle spielen. In den Vorträgen wurde auf das sogenannte Mikrobiom hingewiesen, im Sinne, dass nicht immer nur der einzelne Keim, sondern das Zusammenwirken von vielen Keimen bei der Mukoviszidose berücksichtigt werden muss.

Blick in die Zukunft der Mukoviszidose-Therapie
PD Dr. Jochen Mainz, Jena, warf am Ende der Tagung einen Blick auf die derzeitige Forschung zur Mukoviszidose. Die Medikamenten-Pipeline der amerikanischen Cystic Fibrosis Foundation zeige, dass heute an viel mehr Wirkstoffen geforscht werde als noch 2012. So seien derzeit verschiedene sogenannte CFTR-Modulatoren in der Entwicklung, die die Bildung des bei Mukoviszidose defekten CFTR-Kanals beeinflussen könnten. Es bestehe die Hoffnung, dass es zukünftig Medikamente für unterschiedliche Mutationen geben werde. Auch Firmen in Europa haben eigene Korrektoren und Potentiatoren, die in klinischen Studien auf Wirksamkeit und Sicherheit getestet werden.

Tagungsleitung sehr zufrieden mit dem Verlauf der Tagung
Dr. Andreas Hector, Kinderklinik Tübingen, dritter Tagungsleiter, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Kongresses. „Wir sind dankbar für die großartige Arbeit und Organisation durch den Mukoviszidose e.V.“, so Hector. „Ich finde es großartig, dass 800 Behandler hier zusammengekommen sind – bei rund 8.000 Patienten in Deutschland“, fügte Stephan Kruip, Bundesvorsitzender des Mukoviszidose e.V. hinzu. Die Deutsche Mukoviszidose Tagung ist eine Veranstaltung der Forschungsgemeinschaft Mukoviszidose im Mukoviszidose e.V. Die Forschungsgemeinschaft wählt jährlich die Tagungsleiter. Die nächste Deutsche Mukoviszidose Tagung wird vom 22. bis 24. November 2018 – inzwischen traditionell – in Würzburg stattfinden.

Über den Mukoviszidose e.V.
Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen. Die Mukoviszidose Institut gGmbH ist eine hundertprozentige Tochter des Mukoviszidose e.V.
Quelle

28. November 2017