Zusammenhang zwischen Verbrennungen und Atemwegsinfektionen bei Kindern?

Verbrennungen rufen vielfältige systemische Reaktionen auf den Plan. So werden unter anderem das Immunsystem, die Gerinnungskaskade sowie inflammatorische Prozesse aktiviert.
Häufig sind es aber nicht nur Hautverletzungen, die die Betroffenen davon tragen, es kommt auch langfristig zu Beeinträchtigungen. Selbst wenn kein Rauch inhaliert wurde kommt es bei Kindern mit Brandverletzungen oft zu Erkrankungen der Lunge. Denn auch Entzündungsprozesse und Wiederbelebungsmaßnahmen scheinen die Anfälligkeit für respiratorische Erkrankungen zu steigern.
In jüngerer Zeit mehren sich allerdings die Hinweise, dass das Immunsystem Schäden in den verschiedensten Bereichen davontragen kann, die weitaus länger nachwirken als bislang angenommen. Und dies gilt offenbar nicht nur für schwerstverletzte Brandopfer.Die Forscherin Janine Duke von der University of Western Australia und ihre Kollegen haben jetzt die Daten einer Studie von Kindern untersucht, die im Kleinkindalter, unter fünf Jahren, eine Hautverbrennung ohne Rauchvergiftung erlitten hatten und deshalb zwischen 1980 und 2012 in stationärer Behandlung waren. 43 Prozent der Studienteilnehmer hatten weniger schwere Brandverletzungen (< 20 Prozent der Körperoberfläche), 1 Prozent schwere (≥ 20 Prozent Körperoberfläche), und bei 56 Prozent der Patienten lagen keine Angaben vor. Die Daten der 5290 Brandopfer wurden denen einer Kontrollgruppe von 27.061 unverletzten, gleichaltrigen Kindern des australischen Geburtsregisters gegenübergestellt. Nach Berücksichtigung demografischer Faktoren und dem Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Verbrennung zeigte sich im Vergleich zu den Kontrollprobanden eine höhere Anfälligkeit der Brandopfer für Atemwegserkrankungen. Die Kinder mussten insgesamt 1,24-mal häufiger wegen Atemwegserkrankungen stationär behandelt werden. In Subgruppenanalysen lag das Risiko der Brandopfer für eine stationäre Behandlung wegen einer Influenza oder einer viralen Pneumonie um 78 Prozent höher als in der Kontrollgruppe.

Kein statistisch signifikanter Zusammenhang ergab sich für andere Erkrankungen der oberen Luftwege sowie chronische Krankheiten des unteren Respirationstrakts.
Das Forscherteam vermutet nun, dass immunsuppressive Effekte von Verbrennungen bei einigen Kindern mindestens bis zu zehn Jahre nach der Wundheilung anhalten könnten. Der zugrunde liegende Mechanismus ist zwar noch nicht vollständig geklärt, aber das Team um Janine Duke geht davon aus, dass die Auswirkungen akuter Entzündungen und der Immunantwort über die Wundheilung hinaus persistierten.

Quelle

25. Oktober 2016