Quo vadis außerklinische Intensivversorgung?

Quo vadis außerklinische Intensivversorgung?


So lautet der Titel einer politischen Tagesveranstaltung am 28.2.2023 in Berlin, bei der die Frage „Wie kann eine bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet werden?“ im Vordergrund stehen wird.

Da die geplanten neuen Versorgungsstrukturen zum 1. Januar 2023 noch nicht verfügbar sind, wurde die verbindliche Einführung der außerklinischen Intensivpflege bereits einmal verschoben. Ob die Versicherten, wie vom Gesetzgeber vorgesehen, ab Oktober 2023 eine bessere Versorgung erhalten können, ist noch ungewiss. Die Verunsicherung unter Betroffenen und den an der Versorgung beteiligten medizinischen und pflegerischen Fachkräfte steigt, je näher der Stichtag zur Einführung der AKI rückt. Denn es geht um Menschen, die zum Leben jederzeit auf medizinische Hilfe angewiesen sind.

Veranstalter ist der GKV-IPReG ThinkTank, der sich seit 2020 konstruktiv mit dem Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz, kurz GKV-IPReG, und den daraus folgenden Richtlinien befasst, Vorschläge einbringt und Stellungnahmen abgibt. Einer der wichtigsten Kritikpunkte ist, dass das Gesetz nicht der Heterogenität der Personengruppe, um die es in dem Gesetz geht, gerecht wird. Deshalb muss, so der Zusammenschluss aus über 50 Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik, Therapie und insbesondere Verbänden, Vereinen sowie Einzelpersonen, die selbst auf Beatmungsunterstützung angewiesen sind, das Gesetz noch einmal von der Politik in die Hand genommen werden.

Und die Zeit drängt, denn es gelten zwar die Verordnungen nach den Regelungen der Richtlinie zur häuslichen Krankenpflege noch einschließlich 31. Oktober 2023, aber bei Menschen mit Beatmung muss schon im Quartal davor eine Potenzialerhebung durchgeführt worden sein. Dies gilt auch für diejenigen, bei denen eine Beatmungsentwöhnung aufgrund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen nie mehr möglich sein wird. Eine der größten Sorge vieler Menschen mit Beatmung ist es, dass sie – letztlich aus Kostenersparnisgründen – in eine stationäre Einrichtung umziehen müssen, obwohl sie bis jetzt ihr selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden gut organisieren. Das Gesetz trägt dem nicht Rechnung, dass die kleine Gruppe von Menschen mit Beatmung in sich völlig heterogen ist, denn jeder Mensch mit Beatmung hat andere Bedarfe und graduelle Unterschiede bei den Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

An der politischen Diskussionsrunde zum GKV-IPReG nehmen Fachpolitiker:innen, Vertreter:innen der Krankenkassen, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Medizinischen Dienstes, von Fachgesellschaften und Verbänden teil, sowie Menschen, die in Beratung und Unterstützung von Menschen mit außerklinischer Intensivpflege tätig oder die selbst direkt vom GKV-IPReG betroffen sind. Zugesagt haben bereits Corinna Rüffer MdB (Bündnis 90 / Die Grünen), Dirk Heidenblut MdB (SPD), Nicole Westig MdB (FDP), Hans-Joachim Fritzen, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei AOK Nordost, Julius Lehmann, Leiter der Abteilung Veranlasste Leistungen der KBV, Kay Wilke-Schultz, Vorstandsmitglied der Deutschen interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung DIGAB e.V., Rechtsanwalt und Berater im Gesundheitsbereich sowie Laura Mench, Peer-Counselorin ISL Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. und tätig im „aktiv und selbstbestimmt e.V.“ in Berlin.

Nach der Diskussionsrunde von 13:00 bis 15:00 Uhr findet ein World Café statt, bei dem Lösungsansätze erarbeitet werden, welche sich aus der Podiumsdiskussion ergeben haben. Diese werden wiederum der Politik vorgelegt. Die Tagesveranstaltung wird durch ein Get Together abgerundet.

Tagungsort ist das Hotel Adlon Kempinski Berlin, direkt am Brandenburger Tor. Darüber, wie Menschen mit Beatmung, die nicht reisen können, mit einbezogen werden können, wird noch informiert. Auf jeden Fall sind alle Menschen mit Intensivpflegebedarf herzlich eingeladen. Sie plus eine Begleitperson erhalten freien Zutritt zur Veranstaltung.

Weitere Informationen sind auf der Webseite www.cody.care/gkv-ipreg-thinktank-am-28-2-2023 eingestellt.

Quelle Text und Abbildung: Christoph Jaschke / GKV-IPReG ThinkTank

19. Dezember 2022