Vom Krankenhaus in die Frühreha um die Ecke
Vier Wochen lag der gebürtige Düsseldorfer auf der Intensivstation der Uniklinik Düsseldorf, eine Woche davon im künstlichen Koma. „Mein Mann hatte Komastufe vier“, sagt die gebürtige Nürnbergerin, „jetzt, nach eineinhalb Jahren, hat er wieder einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus, einen Hustenreflex, er kann Sachen mit den Augen fixieren und weist auch weitere Reflexe auf“, beschreibt die gelernte Reiseverkehrskauffrau. Nach dem Krankenhausaufenthalt ging es zur Frühreha nach Krefeld, wo Frau Berger-Novosel ihren Mann jeden Tag besuchte.
Für die kleine Familie Berger-Novosel war es niemals ein Thema, ob der Mann und Vater nach der Reha in ein Pflegeheim geht oder nach Hause kommt. „Sicher war das alles ein Riesenschock für unseren Sohn Claudio, eine Woche nach seiner Einschulung ist sein Papa nicht mehr ansprechbar“, erinnert sich Ingrid Berger-Novosel. „Aber auch Claudio hat, so wie ich, immer gesagt, dass wir Papa nach Hause holen sollen, damit er in seiner gewohnten Umgebung ist und in Ruhe wieder gesund werden kann“, so Berger-Novosel.
Vor der Entlassung von Kristijan Novosel nach Hause wurde sein altes eheliches Schlafzimmer als Krankenzimmer umgerüstet. Ein Pflegebett wurde angeschafft, auch die entsprechende Beatmungsmaschine und alle Pflegeutensilien, die man benötigt. „Hier hatte ich immer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Familien- und Krankenpflege Bochum an meiner Seite, die mich in allen Fragen und Problemen sehr gut unterstützt und mir immer geholfen haben“, bemerkt Ingrid Berger-Novosel. Bei der Familie aus Düsseldorf-Eller arbeitet ein Team von acht Personen in einem Acht-Stunden-Schicht-Dienst, der sogenannten 24-h-Pflege. Hier ist immer eine Pflegekraft bei dem Patienten und entlastet so auch die Familie.
Alltag kehrt ein – so gut es eben geht
Frau Berger-Novosel, zum Krankheitsbeginn ihres Mannes beruflich tätig in einem Hotel, wurde von ihrem Chef so lange wie nötig freigestellt. Seit einem Jahr arbeitet sie wieder als Rezeptionistin: „Die Zusammenarbeit mit den Pflegefachkräften klappt so gut, dass ich absolutes Vertrauen habe und wieder einem Minijob nachgehe“, sagt die gelernte Reiseverkehrskauffrau. Wenn ihr Sohn in der Schule ist, findet sie die Zeit für ihren Job. „Nachmittags unternehmen wir dann auch schon mal gemeinsam etwas, wie ins Schwimmbad gehen oder ins Fitnessstudio“, erwähnt die 32-Jährige.
Vor seinem Unfall spielte Herr Novosel Tischtennis in einem Verein. „Manchmal kommen noch Freunde meines Mannes auf einen kurzen Besuch vorbei“, bemerkt Ingrid Berger-Novosel. „Aber das ist auch seltener geworden. Deshalb schauen wir uns oft gemeinsam alte Urlaubsvideos an oder ich spiele ihm eine seiner Lieblings-CDs vor: RAP oder Hip-Hop. Mit seinem Rollstuhl kann Kristijan neuerdings auch auf unseren Balkon gefahren werden, so können wir gemeinsam die ersten Sonnenstrahlen genießen“, freut sich Berger-Novosel.
Ingrid Berger-Novosel weiß über den Gesundheitszustand ihres Mannes genau Bescheid und geht mit ihrem Wissen sehr realistisch um: „Kristijans Zustand kann in den nächsten Jahren besser werden, er muss es aber nicht. Eine Garantie dafür gibt es nicht“, merkt die Düsseldorferin an. Claudio Berger-Novosel hat eine ganz andere Sicht der Dinge: Wenn er mit seinen Freunden schon mal zusammen im Wohnzimmer spielt und die Tür zum Zimmer seines Vaters offen steht, sagt er immer ganz selbstbewusst: „Das ist mein Papa, der ist im Moment nur ein bisschen krank, aber bald ist er wieder ganz gesund.“