Locked-in-Syndrom erkrankte, war das letztendlich der Auslöser zur Entwicklung von Sprechzeichen.
Nach über zwei Jahren der Entwicklung sind Sprechzeichen seit Juli in einer ersten Auflage in Deutsch und in einer Version für englischsprachige Patienten auf dem Markt. Bereits während der Entwicklungsphase ist Sprechzeichen klinisch getestet worden. Beurteilungen und Anregungen von Ärzten und Pflegepersonal sind in die Optimierung eingeflossen. Gesetztes Ziel war, Funktionalität und einfache Anwendbarkeit zu vereinen.
Die Anwendung ist einfach: Pflegekräfte halten den Kommunikationsfächer so, dass Sie sowohl den Patienten als auch die Symbolkarten gut sehen können, die in drei Kategorien eingeteilt sind.
„Ich empfinde“ behandelt zum Beispiel Schmerz, Gemütszustand und Allgemeinbefinden. „Ich benötige“ enthält zum Beispiel die Themen Toilette, Essen und Trinken. In der Kategorie „Ich hätte gern“ geht es beispielsweise um Licht, Fernsehen oder einen Anruf durch das Pflegepersonal bei Angehörigen. Der Patient wählt durch eine vorher festgelegte „Ja/Nein“-Geste zunächst die gewünschte Kategorie aus, um im Anschluss in gleicher Weise die konkreten Bedürfnisse zu bestimmen. Gibt der Patient Schmerzen an, kann er diese durch die kombinierte visuell/numerische Schmerzskala am Ende des Fächers nach Qualität und Intensität sowie die Lokalisation und Ausstrahlung mittels Piktogramm kommunizieren. Des Weiteren beinhaltet Sprechzeichen eine Buchstabentafel. Hier kann der Patient individuelle Mitteilungen Buchstabe für Buchstabe diktieren.
Die Schöpfer von Sprechzeichen Andrea Sepperl und Peter Knoblich arbeiten schon an der Weiterentwicklung ihrer Kommunikationshilfe. Neben weiteren Sprachversionen wie türkisch, arabisch und russisch, sind auch inhaltliche Erweiterungen geplant. Zudem werden weitere Einsatzbereiche für Sprechzeichen ins Auge gefasst, wie zum Beispiel der Einsatz im Rettungsdienst und in der Katastrophenhilfe.
Sprechzeichen sind eine effektive Möglichkeit, Kommunikationsbarrieren zu überwinden und nachhaltig Zeitressourcen in Pflege und Betreuung zu schonen. Und was den beiden Entwicklern besonders am Herzen liegt: Sprechzeichen helfen den Patienten, einen Teil ihrer Autonomie wiederzuerlangen denn Sprechzeichen geben ihnen die Sprache zurück.
Quelle: Knoblich, Polocek, Sepperl