COPD: Modernes Telemonitoring zur Prävention von Exazerbationen

COPD: Modernes Telemonitoring zur Prävention von Exazerbationen


Innovationsfonds des G-BA fördert mit TELEMENTOR COPD – einem Projekt unter Leitung der LungenClinic Grosshansdorf – erstmals neue Versorgungsform im Bereich COPD.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) unterstützt mit „TELEMENTOR COPD – TELEMEdizinisches moNiTORing für COPD-Patienten“ erstmals eine neue Versorgungsform für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) mit Mitteln des Innovationsfonds. Das Ziel des Projekts ist es, akute Verschlechterungsschübe – sogenannte Exazerbationen – von Patienten durch digitale Prävention und häusliches Telemonitoring zu vermeiden. Damit einhergehen soll eine verbesserte Lebensqualität und die Vermeidung von Krankenhausaufenthalten. Der Innovationsfonds fördert Projekte aus den Bereichen Versorgungsforschung und neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen. Langfristig streben die Projektpartner eine Empfehlung des G-BA zur Überführung des Modells in die Regelverordnung an.

Die COPD zeichnet sich durch eine besonders hohe Krankheitslast aus und schränkt die Lebensqualität stark ein. Ein Hauptproblem sind die hohen Exazerbations- und Hospitalisierungsraten: Bis zu 77 Prozent der Patienten erleiden mindestens eine mittelschwere oder schwere Exazerbation innerhalb von drei Jahren . Einer von fünf Patienten stirbt innerhalb eines Jahres nach dem ersten exazerbationsbedingten Krankenhausaufenthalt . Das Fatale: erlittene Exazerbationen erhöhen das Risiko für erneute Exazerbationen . Zudem kommt es mitunter nach Hospitalisierungen zu Unterbrechungen im Patientenmonitoring. Dies kann dazu führen, dass (erneute) Exazerbationen erst spät als solche erkannt und therapiert werden und eine weitere Hospitalisierung begünstigen.

Frühzeitiges Agieren statt spätes Reagieren dank Telemonitoring
Hier setzt TELEMENTOR COPD an. Diese neue Versorgungsform zielt auf eine Optimierung der ambulanten Versorgung von COPD-Patienten ab: Maßnahmen zur Früherkennung von Exazerbationen sollen es Behandler ermöglichen, rechtzeitig präventiv einzugreifen. „Bislang wird auf COPD-Exazerbationen vor allem reagiert – wir wollen aber agieren und intervenieren, bevor es zu spät ist, der Patient im Krankenhaus behandelt werden muss und wertvolle Lungenfunktion unwiederbringlich verloren geht“, so Prof. Dr. Klaus Rabe, Konsortialführer des Projekts und Ärztlicher Direktor der LungenClinic Grosshansdorf. Hierfür kommen verschiedene Elemente zum Einsatz. Kernstück ist eine telemedizinische Plattform (App), die in Kombination mit entsprechenden Messgeräten ein kontinuierliches Telemonitoring bestimmter Vitalparameter, wie etwa Atem- und Herzfrequenz, ermöglicht. Auf Basis dieser Messwerte können Behandler den Gesundheitszustand der Patienten einordnen und bei einer Verschlechterung frühzeitig intervenieren. Ergänzend zum Telemonitoring enthält die App Motivations- und Trainingselemente zur Förderung der Adhärenz und Verbesserung des Allgemeinzustands.

Mehrwert durch Digitalisierung und Telemedizin
Durch das Zusammenspiel der Maßnahmen im Rahmen der digitalen Prävention soll als primäres Ziel die Exazerbationsrate signifikant gesenkt werden. Im gleichen Zuge kann eine frühzeitige Intervention bei einer sich abzeichnenden Exazerbation auch dazu beitragen, Krankheitskosten durch vermeidbare intensive stationäre Behandlungen zu verringern. Eine Schlüsselrolle nehmen in der Umsetzung speziell ausgebildete COPD-Nurses ein. Nach Einschreibung der Patienten in das Programm stehen diese ihnen als Ansprechpartner per Video-Chat zur Verfügung. Sie übernehmen auch die Einordnung des Gesundheitszustandes und können bei Verschlechterungen der gemessenen Parameter eine Kontaktaufnahme mit den zuständigen Pneumologen initiieren. „Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen COVID-19-Pandemie ist eine solche digitale Versorgung von großem Wert, da persönliche Kontakte und damit das Ansteckungsrisiko auf ein Minimum reduziert werden können – bei dennoch guter Überwachung des Zustands der Patienten“, betont Prof. Rabe. Zusätzlich stärkt das Projekt durch eine engere Verknüpfung zwischen stationären und ambulanten Akteuren die sektorenübergreifende Versorgung.

Über COPD
Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine fortschreitende Krankheit, die hauptsächlich durch Rauchen entsteht. Weitere Risikofaktoren sind Luftverschmutzung oder eine berufsbedingte Belastung. Personen ab 40 Jahren sind häufiger betroffen als jüngere Menschen. Im Rahmen der COPD kommt es zu einer Verengung der Atemwege, die zu Kurzatmigkeit, Husten und Auswurf führt . Schätzungsweise 384 Millionen Menschen sind weltweit von der Erkrankung betroffen . Weltweit ist COPD seit 2010 die dritthäufigste Todesursache .

1) Hurst JR et al. N Engl J Med. 2010;363(12):1128-38.
2) Rothnie KJ et al. Am J Respir Crit Care Med. 2018;198(4):464-71.
3) Vogelmeier C et al. „Risk of future exacerbations among COPD patients – a real-world register-based cohort study”. Poster präsentiert im Rahmen des ERS Virtual International Congress, 7-9. September 2020. E-Poster #4189.
4) GOLD. Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) 2020.

5) Adeloye D et al. J Glob Health. 2015;5(2):020415.
6) Lozano R et al. Lancet. 2012;380:2095-128.

Konsortial- und Kooperationspartner
TELEMENTOR COPD ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zahlreicher Akteure aus den verschiedenen Bereichen der Patientenversorgung. Neben mehreren großen Kliniken aus Schleswig-Holstein und Hamburg und dem Berufsverband der Pneumologen Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligen sich auch die AOK Nordwest und die Knappschaft an diesem Projekt. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. ist als Patientenorganisation beteiligt. TelecareNord, ein erfahrener Telemedizin-Partner aus Dänemark, steht den Akteuren beratend zur Seite und teilt die positiven Erfahrungen aus der Evaluierung und Implementierung vergleichbarer Projekte in die dänische Regelversorgung. AstraZeneca beteiligt sich als eines der führenden forschenden Arzneimittelunternehmen im Bereich Atemwegserkrankungen als Kooperationspartner an dem Projekt, das von Prof. Rabe aus Großhansdorf als Konsortialführer geleitet wird.

Informationen über die LungenClinic Grosshansdorf
Die LungenClinic Grosshansdorf ist eine international anerkannte Fachklinik für sämtliche Erkrankungen der Lunge und Atemwege und feiert in diesem Jahr ihren 120. Geburtstag. Als norddeutsches Thoraxzentrum versorgt sie jährlich rund 12.000 Patienten stationär und ambulant in den Schwerpunkten Pneumologie, Onkologie, Palliativmedizin, Thoraxchirurgie und Anästhesie. Das Haus ist von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Lungenkrebszentrum, einziges in Schleswig-Holstein zertifiziertes Weaningzentrum nach der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) sowie einziges in ganz Norddeutschland zertifiziertes Kompetenzzentrum für Thoraxchirurgie nach der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT). Außerdem wurde es 2017 als eines der ersten Häuser in Europa von der European Respiratory Society (ERS) als Training Centre in Respiratory Medicine zertifiziert. Nicht zuletzt ist die LungenClinic Grosshansdorf ein Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und nimmt damit eine führende Rolle in der Erforschung und Anwendung neuester medizinischer Erkenntnisse ein.

Titelbild: Symbolbild

Quelle: LungenClinic Grosshansdorf

22. Dezember 2020