Eine Stimmbandstörung ist nicht mit Asthma zu verwechseln

Eine Stimmbandstörung ist nicht mit Asthma zu verwechseln
Wahrscheinlich deutlich mehr als 300.000 Menschen in Deutschland (hohe Dunkelziffer!) leiden unter dem Phänomen der „Vocal Cord Dysfunction“ (VCD) – einer Stimmbandfehlfunktion, die anfallsartig auftritt und eigentlich nicht lebensgefährlich ist, aber mit Erstickungsgefühlen und Todesängsten verbunden ist. Was den Betroffenen am besten hilft, erläutern die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologieund Beatmungsmedizin (DGP).
Wenn urplötzlich – also von einem Atemzug auf den anderen – Luftnot mit pfeifenden Atemgeräuschen, verbunden mit Erstickungsgefühlen und Todesängsten auftritt, muss es sich nicht immer um eine asthmatische Erkrankung handeln. Stattdessen kann auch eine Fehlfunktion der Stimmbänder (VCD, abgekürzt aus dem Englischen: vocal cord disfunction) vorliegen. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin. „Ein VCD-Anfall kann leicht mit Asthma verwechselt werden“, erläutert Prof. Dr. med. Klaus Kenn, Facharzt für Innere Medizin in Schönau am Königssee und Spezialist für die VCD. „Allerdings kommt es bei der VCD während des Einatmens zu Luftnot und bei Asthma während des Ausatmens. Auch die zu Grunde liegende Ursache ist verschieden: Bei VCD handelt es sich um eine akute Verengung der Stimmbänder und bei Asthma der Bronchien. Daher ist das Gefühl der Atemnot auch eher im Halsbereich lokalisiert und nicht – wie beim Asthma – in der Brust.“
Asthmamedikamente helfen nichts beim VCD-Anfall
Da die Ursachen von Asthma und VCD so grundverschieden sind, helfen auch keine Asthmamedikamente, wenn es zu den für VCD typischen Stimmbandeinengungen kommt. „Anstatt mit Medikamenten kann man eine bestehende Stimmbandfehlfunktion mit speziellen Atem- und Verhaltenstechniken behandeln“, erklärt Prof. Kenn. „Vor allem aber ist es wichtig, dass der Patient weiß, dass ein VCD-Anfall meist nur wenige Sekunden oder Minuten andauert und auch von selbst wieder vorübergeht. Nur wenn dem Patienten durch speziell erlernte Atemtechniken bewusst wird, dass er seine anfallsartige Luftnot kontrollieren kann, wird er konsekutiv auch seine Angst davor verlieren.“ Die Auslöser für eine VCD sind vielfältig und reichen von allgemeinen Schluckstörungen über das nächtliche Verschlucken von saurem Mageninhalt auf Grund einer Reflux-Störung bis hin zu chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen (sog. post nasal drip). Aber auch Angststörungen u.a. psychische Faktoren sowie neurologische Ursachen können als Auslöser in Frage kommen.
Nur wer es kennt, kann es auch erkennen
Sowohl Asthma als auch VCD können grundsätzlich in jedem Alter auftreten, sind aber insbesondere bei Kindern häufig. „Nur wer VCD kennt, kann es auch erkennen“, betont Prof. Kenn. „Deshalb ist es wichtig, sich bei Beschwerden an einen VCD-erfahrenen Arzt zu wenden, der den Patienten dann an einen Physiotherapeuten mit entsprechenden Therapiemöglichkeiten weiterleitet.“ Aufschluss über die richtige Diagnose geben kann eine so genannte laryngoskopische Untersuchung der Stimmbänder und – um Asthma auszuschließen – eine einfache Lungenfunktionsprüfung (auch Spirometrie genannt), die von jedem Lungenarzt und auch von den meisten Internisten oder Allgemeinmedizinern durchgeführt wird.
13. Juni 2019