VerLetztes

VerLetztes
Im Jahr 2006 erkrankte Christian Sighisorean, damals 38 Jahre alt, an der Nervenkrankheit ALS. Die Ärzte gaben ihm nur noch kurze Zeit zu leben. Er aber resignierte nicht. Die Todeskrankheit setzte Kräfte frei. Er begann, über sich und seine Krankheit Gedichte zu schreiben, Gedichte in der sprachartistischen Form seines Rumänen Deutschen Landsmannes Oskar Pastior. Eine erste Sammlung erschien 2009 unter dem Titel „Rose & Gebrochen Deutsch“.

Auch im neuen Band „VerLetztes“ bringt Sighisorean sich als Person ein. Auch hier ist die Todeskrankheit das beherrschende Thema. „Kein Körper mehr/ statt dessen nur noch Masse“. Längst kann er nicht mehr sprechen, kann sich nicht mehr bewegen, wird künstlich ernährt. Dass er überhaupt noch schreiben kann, ist ein Wunder und nur mit neuester Technik möglich: Er bedient seinen Computer mit den Augen.

Aber auch jetzt kennt dieser Autor keine Wehleidigkeit. Statt dessen Witz und spitze Pointen. Man spürt die Freude an der Form: Schüttelreime, Klanggedichte, konkrete Poesie, aber auch anrührende Liebesgedichte an seine Frau und seine beiden Töchter. Und doch geht der Blick immer auch in den Abgrund: „ALS, die todschicke Krankheit“, so die knappe Antwort auf den doppelsinnigen Titel „Der letzte Schrei“. Oder die drei Zeilen des Textes „Steigende Hitze“: „Höhenfeuer/ Höhlenfeuer/ Höllenfeuer“.

Patris Verlag, 2. Auflage 2011

80 Seiten

ISBN: 978-3876203737

9,80 Euro

22. Januar 2014