Höheres Krebsrisiko durch Luftverschmutzung

Höheres Krebsrisiko durch Luftverschmutzung
Ältere Menschen, die dauerhaft einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt sind, sterben einer aktuellen Studie zufolge deutlich wahrscheinlicher an Krebs (siehe American Association for Cancer Research Journals, Online-Vorabveröffentlichung am 29.4.16). Das erhöhte Risiko gelte für eine ganze Reihe von Tumorarten, wie das Forscherteam aus Hongkong und Großbritannien berichtet.
Die Forscher hatten die Daten von 66.820 Menschen erfasst, die zwischen 1998 und 2001 mindestens 65 Jahre alt waren. Die Todesursachen der Teilnehmer wurden bis 2011 untersucht. Dabei wurden Todesfälle in den ersten drei Jahren nach Beginn der Studie nicht berücksichtigt. Außerdem wurden die Daten um den Risikofaktor Rauchen bereinigt.
Unter den Begriff „Feinstaub“ fallen winzige Partikel bis zu einer Größe von 10 Mikrometern. Ursprung der Schadstoff-Teilchen können zum Beispiel Dieselruß, Reifenabrieb oder Abgase von Industrie-, Kraftwerks- oder Heizungsanlagen sein. Im Fokus der aktuellen Studie standen Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometern Durchmesser, die sich tief in den Bronchien und Lungenbläschen festsetzen oder sogar ins Blut übergehen können.
Die Forscher erhoben die Feinstaubwerte an den Wohnorten der Menschen. Ergebnis: Bei einer um 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erhöhten Feinstaubkonzentration, stieg das Risiko, an Krebs zu sterben, um 22 Prozent. Für Tumoren im oberen Verdauungstrakt stellten die Experten sogar einen Anstieg um 42 Prozent fest. Das Sterberisiko durch Krebs an Leber, Pankreas oder Gallenblase nahm laut Studie um 35 Prozent zu. Bei Frauen stieg das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, sogar um 80 Prozent, wie die Forscher erläutern.
Während die Verbindungen zwischen Feinstaubbelastung und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko bereits gut dokumentiert sind, ist die gemeinsame Studie von Forschern der Universitäten Birmingham und Hongkong eine der ersten Untersuchungen, die auch einen Zusammenhang von Luftverschmutzung und anderen Krebs-Erkrankungen belegt. Die Studie mache deutlich, dass Feinstaub in Großstädten weltweit so viel und so schnell wie möglich reduziert werden müsse, meint Neil Thomas von der Universität Birmingham. Für die Auswirkungen der Feinstaubbelastung auf verschiedene Krebsarten gibt es nach Meinung der Forscher mehrere mögliche Erklärungen: Sie reichen von Veränderungen der Immunabwehr über Einflüsse auf die DNA-Reparatur bis hin zu Entzündungen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist eine jährliche Feinstaubelastung von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter gerade noch unbedenklich. Vor allem in Asien überschreiten viele Großstädte diesen Grenzwert jedoch deutlich. Hongkong liegt laut WHO-Zahlen bei einer jährlichen Durchschnittsbelastung von 21 Mikrogramm. In Peking sind Menschen durchschnittlich 67,7 Mikrogramm Feinstaub ausgesetzt.Quelle

31. Mai 2016