Das Ergebnis war eindeutig: Sowohl beim Prick-Test als auch bei der Aufnahme über die Nase waren die Reaktionen deutlich stärker, wenn nicht nur das Allergen, sondern zusätzlich auch die niedermolekularen Substanzen verabreicht wurden. Wurden beide unter die Haut gepiekst, bildeten sich besonders starke Rötungen und Quaddeln. Über die Nase aufgenommen sorgte die Mischung für starke Schleimbildung. Außerdem bildete der Körper der Testpersonen zahlreiche Antikörper. Bei Allergikern, an denen nur die niedermolekularen Substanzen getestet wurden, zeigte sich hingegen gar keine Wirkung.
Auffällig war auch, dass das Extrakt aus Birkenpollen nicht nur bei Testpersonen eine Reaktion auslöste, die empfindlich auf das Birken-Allergen reagieren. Die Wirkung zeigte sich auch bei Menschen, die gegen Gräserpollen allergisch waren und das entsprechende Allergen in Kombination mit dem Birkenpollen-Extrakt über die Nase verabreicht bekamen. Das lässt sich dadurch erklären, dass viele der niedermolekularen Substanzen auch in anderen Pollen vorkommen. In Birkenpollen-Extrakt sind gut 1000 verschiedene niedermolekulare Substanzen enthalten.
Die Erkenntnis, dass auch nicht-allergene Substanzen in Pollen großen Einfluss auf die Reaktion des Körpers haben, könnte die Behandlung von Allergien verbessern. Bei einer spezifischen Hyposensibilisierung verabreichen Ärzte heute eine Flüssigkeit, die Pollen mit allen Bestandteilen enthält. Dadurch geraten auch Stoffe wie die in der aktuellen Studie untersuchten niedermolekularen Substanzen in den Organismus. Ein Ansatz zur Verbesserung der Therapie könnten Impflösungen mit biotechnologisch hergestellten Proteinen sein. Bisher wurde diese Therapie nur bei Patienten angewendet, die allergisch gegen Bienen- und Wespengift sind.
(siehe Clinical and Experimental Allergy, Online-Veröffentlichung am 7.4.2016)